Wien. Mario Götze hat beim ersten BVB-Test unter Lucien Favre auf der Sechs gespielt. Ein Zukunftsmodell? Zumindest fabrizierte er auch Ballverluste.
Noch kurz vor dem eigenen Spiel schwelgte Mario Götze kurz selbst noch einmal in Erinnerung. Auf seinem Instagram-Account veröffentlichte er am 13. Juli 2018 ein Bild vom 13. Juli 2014. Es zeigt: Mario Götze, wie er in jener Nacht von Rio des Janeiro den goldenen WM-Pokal in den Händen hält und ihm einen Kuss versetzt.
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Das Spiel, das auf den Tag genau vier Jahre später stattfand, war etwas weniger bedeutsam: erstes Testspiel in der Vorbereitung auf die neue Saison mit Borussia Dortmund beim FK Austria Wien. Der BVB gewann mit 1:0. Mario Götze führte die Mannschaft als Kapitän - worauf er sehr stolz sei, wie er einen Tag später via Twitter verkündete - auf den Platz und fand sich in ungewohnter Position wieder: im zentralen defensiven Mittelfeld. Es war der erste Test unter dem neuen Trainer Lucien Favre. Und die Frage, die sich aufdrängte: War das, was der Schweizer da ersonnen hatte, ein mögliches Zukunftsmodell oder eine Verlegenheit?
Götze ist beim BVB eigentlich zuständig für den vorletzten oder letzten Pass
Götze ist für gewöhnlich im zentralen offensiven Mittelfeld zu Hause, zuständig für den vorletzten oder letzten Pass, gern – so der Anspruch - auch mal für ein Tor. Als Teil einer Doppel-Sechs mit Dzenis Burnic sollte Götze nun das Spiel eröffnen. Dazu holte er sich bisweilen tief in der eigenen Hälfte die Bälle, um sie zumeist umsichtig zu verteilen. Dabei sprangen allerdings auch ein gefährlicher Fehlpass und ein Ballverlust – jeweils in der eigenen Hälfte - heraus. „Wir hatten noch zu viele Ballverluste, besonders in der eigenen Hälfte werden die auf höherem Niveau bestraft“, sagte der im BVB-Trikot debütierende Neuzugang Torwart Marwin Hitz ganz allgemein.
Hat Favre also vielleicht eine neue Rolle für Götze vorgesehen? „Ich weiß noch nicht, wie wir spielen werden“, sagte Favre, was nun auch nichts kategorisch ausschließt. Das „Gleichgewicht der Mannschaft ist sehr wichtig“, sagte der 60-Jährige und klang dann aber doch wieder, als sei der Positionswechsel eher den derzeitigen Umständen geschuldet. „Wir haben viele Spieler, die auf dem Flügel spielen können, wir haben vorne mit Maximilian Philipp und Alexander Isak gespielt heute. Deshalb brauchten wir Mario zentral im Mittelfeld. Momentan müssen wir so spielen.“
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Heißt wohl: Wenn all jene wieder zur Verfügung stehen, die diese Position für gewöhnlich bekleiden, dann rückt Götze wieder nach vorn. Mahmoud Dahoud, der unter Favre in Mönchengladbach seinen Durchbruch in der Bundesliga schaffte, fehlte in Wien leicht angeschlagen, kehrt aber zeitnah zurück ins Training. Julian Weigl plagen Leistenprobleme, die weniger harmlos sind und ihn schon seit Wochen beschäftigen. Der dänische Neuzugang Thomas Delaney genießt nach seinem Einsatz bei der Weltmeisterschaft noch ein wenig Urlaub und trifft nach der US-Reise auf die neuen Kollegen.
BVB-Sportdirektor Zorc: "Er soll Fußball spielen"
Dann ist die WM vorbei. Die WM nach der WM, bei der Götze sein wichtigstes Tor schoss, das stets und immer als Vergleichsgröße herangezogen wird, um seine Leistung zu bewerten. „Spätestens jetzt, da er nicht für die WM nominiert wurde, sollte damit endlich Schluss sein“, sagte Sportdirektor Michael Zorc vor wenigen Tagen: „Er soll Fußball spielen, das tun, was er am besten kann – dann sehen wir mal, was dabei herauskommt.“ Und das gilt unabhängig von jeder Position.