Dortmund. . Im Dortmunder Mittelfeld kämpfen neun Spieler um drei Stammplätze. Ein paar dürfen gehen, kaum einer will weg – gefährdet das den Umbruch?
Es gab Positives zu verkünden im Hause Castro: Jasmin gratulierte ihrem Ehemann Gonzalo via Instagram zum 31. Geburtstag – und ließ nebenbei die Welt durch das angehängte Foto und den Hashtag #baldzudritt wissen, dass dem Mittelfeldspieler von Bundesligist Borussia Dortmund Nachwuchs ins Haus steht. Ob dieser Nachwuchs auch in Dortmund aufwachsen wird, ist allerdings noch lange nicht sicher.
Seit der BVB Thomas Delaney für 20 Millionen Euro von Werder Bremen verpflichtet hat, haben die Schwarz-Gelben ein veritables Überangebot im Mittelfeldzentrum: Je nach System gibt es hier zwei oder drei Plätze, darum balgen sich in Julian Weigl, Nuri Sahin, Mahmoud Dahoud, Sebastian Rode, Mario Götze, Shinji Kagawa, Sergio Gomez und eben Castro und Delaney neun Spieler – und auch Linksverteidiger Raphael Guerreiro kann dort spielen.
Der BVB muss seinen Kader auf dieser Position ausdünnen und Castro ist einer derjenigen, die als verzichtbar gelten. Bei einem adäquaten Angebot würde ihm der Klub keine Steine in den Weg legen. Ähnliches gilt für Rode und Sahin. Bekäme Dortmund allein diese drei vom Gehaltszettel, würde man über zehn Millionen Euro einsparen. Auf den Außenbahnen gelten Andrey Yarmolenko und Erik Durm als verzichtbar – und unter den passenden Umständen auch André Schürrle.
Das Dortmunder Problem: Bislang zeigt keiner der erwähnten Kandidaten die Neigung, den BVB tatsächlich zu verlassen – was auch damit zu tun hat, dass es auf dem Trainerposten ja schon den Wechsel von Peter Stöger zu Lucien Favre gab.
Warten beim BVB auf Favres Urteil
Castro etwa wartet erst einmal ab, wie ihn Favre einstuft. Noch, so heißt es aus seinem Umfeld, habe er kein Signal erhalten, ob der BVB mit ihm plant – oder eben nicht. Rode hat längst angekündigt, dass er bleiben und sich durchsetzen will. Die Kombination aus einjähriger Verletzungspause und hohem Grundgehalt schreckt außerdem potenzielle Interessenten ab.
Sahin, dessen Vertrag nur noch ein Jahr läuft, hat schon in den vergangenen Jahren nur noch überschaubare Einsatzzeiten bekommen. Dennoch will er in Dortmund bleiben. Der 29-Jährige ist in der Region extrem verwurzelt, engagiert sich etwa intensiv bei seinem Heimatverein RSV Meinerzhagen. Immer wieder wird über einen Wechsel in die Türkei spekuliert, doch bislang reizte ihn das nicht – zu unprofessionell, zu chaotisch geht es ihm dort zu.
Auch Yarmolenko will sich beim BVB durchsetzen, Schürrle hat die Zukunftsplanung auf die Zeit nach dem Urlaub verschoben. Durm stand vor einem Jahr schon vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart, der aber aus gesundheitlichen Gründen platzte. Jetzt muss er nach einjähriger Verletzungspause wegen einer Hüft-OP erst wieder neue potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam machen.
Den BVB stellt das vor ein Problem: Im Sommer wollten die Bosse einerseits einen Umbruch vollziehen, andererseits aber den Kader nicht vergrößern. Ohne Abgänge stockt der Umbau.
Im Hintergrund werden die Formulierungen auch schon abgeschwächt. Vielleicht brauche man ja gar keinen radikalen Umbruch, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Favre finde die vorhandenen Spieler ziemlich gut und werde den einen oder anderen schwächelnden Profi wieder in die Spur bringen. Sportdirektor Michael Zorc gibt sich ohnehin tiefenentspannt: „Die Transferperiode geht bis zum 31. August“, betont er immer wieder. „Es ist noch genügend Zeit.“
Der BVB-Umbau wurde aufgeschoben
Es sind Argumentationsmuster, die man so ähnlich aus dem Winter kennt. Schon in der desaströsen Endphase der Amtszeit von Trainer Peter Bosz hieß es in Dortmund, dass sich in der Winterpause einiges im Kader tun müsse. Dann kam Peter Stöger, gewann seine ersten beiden Spiele, stabilisierte die wackelige Abwehr – und der Umbau wurde erst einmal aufgeschoben. Nun müssen die Bosse entscheiden, ob aufgeschoben auch aufgehoben bedeutet.