Dortmund. . Favres Verpflichtung mag zwar noch nicht offiziell sein, doch der künftige Dortmunder Trainer verhindert bereits die Verpflichtung eines Spielers.

„Aki, Aki!“, rief der ältere Herr, und dann fielen sie sich auf der Tribüne der Mondpalast-Arena in die Arme: Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, und Hans Tilkowski, einst Torhüter des BVB und davor von Westfalia Herne – und so etwas wie der verbindende Faktor an diesem Donnerstagabend. Denn die Dortmunder waren ja nach Herne gekommen, um dem Oberligisten Westfalia unter die Arme zu greifen, der wegen Schwierigkeiten beim Umbau seines Stadions in finanzielle Nöte geraten ist. Je eine Halbzeit spielten die Dortmunder in einem Benefizturnier gegen Herne und den Westfalenligisten DSC Wanne-Eickel.

Und sie präsentierten sich als höfliche Gäste, unterlagen Herne 0:1 und gewannen gegen Wanne-Eickel 4:1. „Ich hätte mir schon gewünscht, dass das besser aussieht“, grantelte der scheidende Trainer Peter Stöger. Watzke zog es vor, ohne Kommentar zu verschwinden – er wollte wohl vermeiden, wieder einmal nach Stögers Nachfolger gefragt zu werden. „Wir wissen, wen wir wollen. Wir wissen auch, wen wir bekommen – und das nicht erst seit gestern“, hatte Watzke tags zuvor am Rande eines U19-Spiels gesagt. „Wenn wir der Meinung sind, dass es die Öffentlichkeit auch wissen soll, dann werden wir das tun. Aber so weit sind wir noch nicht.“

Viele offene Positionen

Der Grund dafür ist einfach: Lucien Favre, mit dem der BVB längst einig ist, hat anders als der BVB noch ein wichtiges Spiel zu absolvieren: Mit dem OGC Nizza geht es am Samstag bei Olympique Lyon um den Einzug in die Europa League. Erst dann soll der Wechsel bekanntgegeben werden. Schon jetzt aber mischt der Schweizer eifrig bei der Dortmunder Personalplanung mit. Ein Ergebnis: Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner kommt nicht. Der 34-Jährige wäre ablösefrei zu haben gewesen, die BVB-Bosse hätten ihn gerne als erfahrene Führungsfigur verpflichtet. Doch Favre war nicht überzeugt, die Verpflichtung platzte.

Eine Baustelle, die schon geschlossen schien, bleibt den Dortmundern also erhalten. Denn beim anstehenden Umbruch stehen auch die Außenverteidigerpositionen im Fokus, wo seit Jahren verlässliche Alternativen zu Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek fehlen.

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Gehandelt wurde für seine Position auch Hans Hateboer, der sich mit einer starken Saison für Atalanta Bergamo in die niederländische Nationalmannschaft gespielt hat. Doch zu dem 24-Jährigen hat die Borussia nach Informationen dieser Zeitung bislang keinen Kontakt aufgenommen.

So ist weiter vieles offen beim BVB. Für die Torhüterposition soll Marwin Hitz (30) ablösefrei vom FC Augsburg kommen, eine Bestätigung steht allerdings noch aus. Im zentralen Mittelfeld steht Thomas Delaney (26) von Werder Bremen als zweikampfstarker Abräumer auf dem Zettel, für die Offensive ist Marius Wolf (22) ein Thema.

Außerdem gesucht: ein spielstarker Innenverteidiger – und natürlich ein Mittelstürmer, der die Nachfolge des im Winter zum FC Arsenal abgewanderten Top-Torjägers Pierre-Emerick Aubameyang längerfristiger antreten soll, als es der vom FC Chelsea ausgeliehene Michy Batshuayi tat. Aubameyang wurde in der Rückrunde schmerzlich vermisst: „Mit ihm hätten wir mindestens drei Punkte mehr gehabt“, meint Mittelfeldspieler Nuri Sahin.

Komplizierte Stürmersuche

Doch der Markt für Torjäger wird immer komplizierter, die Kandidaten teurer. „Es ist nicht einfach, den richtigen Stürmer zu finden“, sagt Sportdirektor Michael Zorc dieser Zeitung. Er habe zwar nicht den großen Druck, weil Maximilian Philipp diese Position ja auch spielen könne. Aber: „Natürlich sind wir darum bemüht, noch einen echten Neuner zu verpflichten.“

Namen kursieren viele, die wenigsten sind realistisch. Batshuayi wird kaum noch einmal zum BVB zurückkehren. Der Belgier überzeugte zwar mit seiner Torquote – ließ aber auch Schwächen erkennen. Beim BVB ist man daher nicht geneigt, auch nur entfernt jene rund 60 Millionen Euro auszugeben, die Chelsea angeblich vorschweben.