Gelsenkirchen. Nach der 0:2-Niederlage im Derby beim FC Schalke 04 bleibt für Borussia Dortmund keine Alternative zum Trainerwechsel. Ein Kommentar.
Nun wollen wir nicht den Eindruck erwecken, als sei in der Vergangenheit jedes Revierderby so atemberaubend gewesen wie das 4:4 im Hinspiel. Aber so viel können wir sagen: Nicht jedes verbreitete Fantasielosigkeit wie das 2:0 im Rückspiel.
Schalke befindet sich im Prozess der Fortentwicklung
So schön der Heimsieg für den FC Schalke auch ist: Wenn der Besuch der Stürmerlegende Raúl die größte Aufregung neben den zwei Toren verursacht, kann’s mit der Qualität des Spiels nicht weit her gewesen sein.
Ein Spitzenspiel, das allein von der Brisanz der geografischen Nähe zweier Mannschaften lebt, wirft bei Außenstehenden zwangsläufig Fragen nach der Qualität der Fußball-Bundesliga auf. Immerhin spielte in der Veltins-Arena der Tabellenzweite gegen den Tabellendritten.
Die Beobachtung: Schalke 04 entfaltete in Ballbesitz kaum Spielwitz, Borussia Dortmund keinen Mut zu strukturierten Kontern. Ein paar Angriffsbemühungen nach dem Rückstand sind einfach zu wenig für eine selbsternannte Spitzenmannschaft.
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Ein Siegtor durch Marcel Schmelzers Abwehrschnitzer spiegelt nicht nur den aktuellen Leistungsstand beider Klubs, sondern auch den dringenden Handlungsbedarf wider. Doch fangen wir bei Schalke an. Eine Mannschaft, die sich im Prozess einer Fortentwicklung befindet, braucht unbedingt immer wieder Blutauffrischung: also Spieler, die einen Impuls geben — eine neue Qualität im Spielaufbau.
Manager Christian Heidel ist seit zwei Jahren gezwungen, Qualität abzugeben. Sané, Matip, Goretzka, vermutlich Meyer: alle weg. Naldo und Burgstaller, Embolo und Konoplyanka kamen, ja. Aber ein acht Millionen Euro teurer Verteidiger aus Hannover (Salif Sané) kann nicht das einzige Signal bleiben, Ergebnisfußball in Fußballqualität umzuwandeln. Heidel muss mehr tun.
Immerhin, das als Einordnung, sind die Schalker besser dran als die Dortmunder, denen der brachiale Umbruch nicht erspart bleibt. Auf dem Niveau von Kapitän Schmelzer, der den Ball vorm Gegentor vertrödelt, darf die Mannschaft nicht bleiben. Sympathie allein zählt nicht. Hier steht mit der Wettbewerbsfähigkeit um die Champions-League-Plätze nicht weniger als die BVB-Zukunft auf dem Spiel.
Bis zum Sonntagspiel auf Schalke haben sie noch gehofft, dass eine Eigendynamik — zum Beispiel aus einem überzeugenden Sieg — den Verbleib von Trainer Peter Stöger begünstigt. Nun bleibt keine Alternative zum Trainerwechsel: Stöger ist nicht die Zukunft. Sonst gerät mehr noch in Gefahr als der Verlust der Nummer 1 im Ruhrgebiet.
Spätestens wenn der große Rivale nämlich das Hohelied von der "Nummer 1 im Pott“ anstimmt, und das ist der FC Schalke zweifellos, müssen beim BVB alle Alarmglocken anspringen. Schalke aber kann das egal sein. Von diesem Derbysieg zehrt die Nordkurve jetzt ein halbes Jahr.