Essen. Das 0:6 bei Bayern München war kein schwarz-gelber Betriebsunfall. Borussia Dortmund braucht einen Matthias Sammer. Ein Kommentar.
Die aktuellen Probleme bei Borussia Dortmund sind von so grundsätzlicher Art, dass man die Situation von zwei Seiten betrachten muss. Erstens: Ist der Verein noch so aufgestellt, dass er den Wunsch nach einer permanenten Europacup-Teilnahme erfüllen kann? Zweitens: Ist der Spielerkader gut genug — oder sind die Spieler zu verwöhnt, um permanent Leistung zu bringen?
Das 0:6 von München jedenfalls ist kein Betriebsunfall, sondern Ausdruck dessen, was seit dem zweiten Tuchel-Jahr, also seit der Saison 2016/17, immer wieder zu beobachten war: Auf doch ansehnliche Spiele folgen Darbietungen, die man wahlweise als Leistungsverweigerung oder Lustlosigkeit bezeichnen kann. Auch schon unter Thomas Tuchel, wir erinnern uns.
Die BVB-Stars müssen sich hinterfragen
Nach Tuchel gerieten zwei weitere Trainer unter die Räder. Es wird Zeit, dass die Mannschaft spürt, dass ihr ständiges internes Gejammere über eine „mangelhafte Taktik“ oder „leblose Ansprache“, wie die jüngsten Vorwürfe lauten, nicht fruchtet, sondern allein die eigene Qualität ausschlaggebend für alles ist. Auch für ein 0:6. Die Spieler haben den Auftritt verbockt. Nicht allein der Trainer.
Vermutlich liegt der Fehler der BVB-Führung genau darin: Zu oft und zu leichtgläubig haben Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc Spielern zugehört, wenn die Leistungskurve Richtung Keller zeigte. Am Ende ging ja alles gut. Borussia Dortmund liegt auf Platz drei und damit auf einem Champions-League-Platz. Aber die Tabelle täuscht doch gewaltig.
Sammer hat den Bayern den Schlendrian ausgetrieben
Die Verpflichtung von Matthias Sammer als Spiritus Rector und wahrscheinlich Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung kann deshalb nur die richtige Weichenstellung sein. Sammer lässt sich von der heilen Welt in Instagram-Postings und Tattoo-Bildchen nicht täuschen. Schon bei Bayern hat er Spielern dorthin getreten, wo sie’s spüren. Sogar nach knappen Siegen.
Seine Popularität im Team hat Sammer bei Bayern damit nicht erhöht. Erst heute wissen jene Spieler, wie Sammer den Schlendrian bei den Bayern aus- und sie zum Start einer beispiellosen Erfolgsserie angetrieben hat. So wird das auch in Dortmund sein. Seine Rolle wird, wenn Watzke es zulässt, eine sehr prägende sein. Auch bei der Renovierung des Kaders. Es ist nötig.