Dortmund. Der frühere BVB-Verteidiger kritisiert den zum FC Arsenal abgewanderten Torjäger. Den BVB sieht der Weltmeister in der Falle – aus der sich dieser nicht alleine befreien kann.

Das Wechseltheater ist vorbei, Pierre-Emerick Aubameyang hat seinen Willen bekommen und spielt demnächst für den FC Arsenal in der englischen Premier League. Borussia Dortmund hat dafür einen dicken Batzen Geld zusätzlich auf dem Konto und einen Ersatzstürmer in Michy Batshuayi, der allerdings auch nur bis zum Saisonende für den BVB auflaufen wird. Eigentlich eine Situation, die die Schwarz-Gelben nicht vollends zufrieden stellen kann. Und für die sie zum Teil auch selbst verantwortlich sind, sagt Jürgen Kohler. „Der Schlüssel war aus meiner Sicht schon der Abschied von Ousman Dembélé im vergangenen Sommer“, sagt der Weltmeister von 1990 und frühere Verteidiger-Legende des BVB dem Kicker. „Wenn du so etwas als Verein einmal durchgehen lässt, dann machen es andere nach.“

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Kohler räumt allerdings ein, dass Vereine wie der BVB der Problematik machtlos gegenüberstehen. „Leider hat das Verhalten in der Bundesliga Einzug gehalten. Die Profis sehen, dass auch Trainer und Funktionäre ihre Verträge nicht immer einhalten, also versuchen sie es selbst genauso. Eigentlich hält sich im Fußball fast keiner mehr an Verträge – das ist eine Katastrophe!“ Eine Falle, aus der sich Borussia Dortmund jedoch nicht alleine befreien könnte: „Ich würde mir mehr Solidarität unter den Vereinen wünschen. Wenn ein Spieler in den Streik tritt, sollte ihn kein anderer Klub mehr verpflichten. Leider wird man es so nicht regeln können, weil der Markt anders funktioniert. Als börsennotiertes Unternehmen ist der BVB etwa seinen Aktionären verpflichtet, und 63,75 Millionen Euro sind eine immense Summe.“

Kohler: "Batshuayi wird Zeit beim BVB brauchen"

Dies rechtfertige jedoch immer noch nicht das Verhalten Aubameyangs, der sich am Mittwoch, nachdem alle Transfers in trockenen Tüchern waren, bei den Fans entschuldigte. „Wie sich der Gabuner nun verabschiedete, war zu 100 Prozent nicht in Ordnung“, sagt Kohler. „Wenn ein Spieler ein besseres Angebot bekommt, ist es zwar legitim, dass er versucht, es anzunehmen. Aber die Art und Weise, wie Aubameyang seinen Wechsel forciert hat, war respektlos. Dieses Verhalten zeigt den Charakter des Spielers.“

Angesichts der Tatsache, dass die aktuelle Mannschaft laut Kohler einen unfitten Eindruck hinterließe und keine Führungsspieler in ihren Reihen hätte („Es geht nicht nur mit Spielern, die alle gleich gestrickt, gleich geföhnt und gleich gegelt sind. Du brauchst Leute mit Ecken und Kanten, positiv Bekloppte wie früher Stefan Effenberg oder Oliver Kahn. Nur dann wirst du erfolgreich sein.“), wiege der Verlust des aktuellen Torschützenkönigs der Bundesliga sportlich besonders schwer.

Von Batshuayi könne man deshalb keine Wunderdinge erwarten. Kohler: „Der einzige Spieler, der beim BVB zuletzt den Unterschied machte, war Aubameyang. Ob Batshuayi ihn ersetzen kann, ist ungewiss. Auf jeden Fall wird der Belgier Zeit brauchen wie einst Aubameyang, der erst nach einem Jahr so richtig zündete.“ (ab)