Dortmund. . Wieder streicht der BVB Aubameyang aus dem Kader. Er sei „mit dem Kopf nicht bei der Sache“. Der Wechsel zum FC Arsenal steht unmittelbar bevor.
Um 17.34 Uhr am Donnerstagabend hielt ein weißer Bus vor dem Flughafengebäude in Dortmund. Und auch wenn es von außen nicht erkennbar war, handelte es sich bei den Passagieren um die Fußballprofis von Borussia Dortmund. Einen nach dem anderen spuckten die sich öffnenden Türen aus. Den Trainer Peter Stöger, dessen ausdruckslose Miene im Schatten des Schirms seiner Kappe fast verschwand. Stars wie Mario Götze, die den wenigen Fans Autogrammwünsche erfüllten.
Und auch Neuzugang Manuel Akanji, der nach nur vier Tagen in Dortmund anstelle von Marc Bartra eine Nominierung für das Freitagsspiel bei Hertha BSC (20.30 Uhr/Eurosport Player) erhielt. Doch einer fehlte. Pierre-Emerick Aubameyang, der Star, der Torjäger. Der Unruheherd der letzten Tage. Er kann oder will nicht mehr.
Bei Stöger zeigt sich Argwohn
In der vergangenen Woche hatte Peter Stöger seinen Angreifer aus dem Kader suspendiert. Der 28-Jährige hatte eine wichtige Mannschaftssitzung verpasst und den Eindruck erweckt, noch im Januar einen Abschied aus Dortmund zu erzwingen.
Die ganze Woche über war öffentlich verfolgt worden, wie sich die Sache entwickeln würde. Noch am Donnerstagmittag sah es nach Begnadigung aus. „Was ich von ihm erwarte, haben wir am Montag besprochen. Dass er ordentlich arbeitet im Training, dass er sich zeigt“, sagte Stöger auf der Pressekonferenz gut 30 Stunden vor dem Anpfiff in Berlin. „Wenn er sich so verhält wie derzeit, dann ist er in den Planungen dabei.“
Aber man konnte auch einen Anflug von Argwohn vernehmen. Denn seiner Formulierung fügte der Trainer noch den hübschen Zusatz bei, dass dies nur gelte, wenn „in den nächsten Stunden nichts mehr dazwischen kommt“.
Schließlich sah der Tag noch Termine vor, bei denen pünktliches Erscheinen wichtig war. Eine Hürde, die sich für Aubameyang zuletzt auch schon als unüberwindbar herausstellte. 15 Uhr Abschlusstraining, 18 Uhr Abflug. Letztlich ohne Aubameyang.
„Wir haben den Eindruck, dass er derzeit nicht hundertprozentig bei der Sache ist“, begründete Sportdirektor Michael Zorc kurz vor dem Abflug die erneut kompromisslose Haltung des Klubs. „Wir müssen mal schauen, ob das weiterhilft. Es ist eine schwierige Situation.“
Eine weitere disziplinarische Verfehlung Aubameyangs war es nach Informationen dieser Zeitung nicht, die zu der Entscheidung führte. Der Angreifer kam am Donnerstag pünktlich, trainierte mit. Aber der Trainer griff erneut durch, wohl um die Gruppenhygiene zu wahren. Stöger steinhart.
Zorc vor Dienstreise nach London
Ein Abschied des Gabuners bis zum 31. Januar, dem Tag, an dem in den europäischen Topligen das Transferfenster schließt, wird dadurch nicht unwahrscheinlicher. Möglich, dass für Sportdirektor Michael Zorc bald schon eine Dienstreise nach London ansteht.
Aus der englischen Metropole ist das Interesse des prominenten Klubs FC Arsenal mittlerweile einigermaßen verbrieft. Trainer Arsène Wenger hatte auf einer Pressekonferenz ungewohnt offenherzig die möglichen Transferaktivitäten seines Klubs kommentiert. Auf Aubameyang angesprochen, sagte er: „Solche Dinge bleiben besser geheim, man kommentiert sie lieber nicht, bevor ein Transfer nicht abgeschlossen ist.“
Zoff zwischen BVB und Arsenal
Und auf die Frage, ob der derzeit nicht gerade wie eine Vorbild an Charakter wirkende Stürmer denn zum FC Arsenal passen würde: „Ja. Ein solcher Charakter kann etwas sehr Positives oder sehr Negatives sein. Grundsätzlich schaut man, was ein Spieler während seiner Karriere erreicht hat. Und wenn die Karriere gut verlaufen ist, hat er seinen Charakter normalerweise positiv genutzt.“
Seit Jahren erhöht Aubameyang seine Trefferquote in der Bundesliga, schoss den BVB im vergangenen Jahr zum DFB-Pokalsieg. Bedarf für einen solchen Stürmer haben die Londoner offenbar sehr bald. Denn Wengers Aussagen lassen auch den Schluss zu, dass das Tauschgeschäft Alexis Sanchez (noch FC Arsenal) gegen Henrikh Mkhitaryan (noch Manchester United) kurz vor dem Abschluss steht. Die Planstelle Angreifer wäre dann frei für Aubameyang.
Dass sich der eigentlich als Gentleman bekannte Wenger öffentlich so umfangreich mit einem Spieler des BVB befasste, tadelte der BVB in Person von Michael Zorc allerdings als „respektlos“.
Weiter ließ sich der Sportdirektor so zitieren: „Es gibt keinen Kontakt zu Arsenal. Wir gehen davon aus, dass Arsène Wenger genug damit zu tun hat, sich um die Leistung seiner Spieler zu kümmern.“ Arsenal liegt in der Liga nur auf Platz sechs, 23 Punkte hinter der Spitze.
Dortmund steht besser da. Daran soll in Berlin weiter gearbeitet werden. Ohne Aubameyang. „Bei uns ist es weit ruhiger, als es von außen aussieht“, sagte Peter Stöger am Mittag – und fügte an, dass er das vermutlich auch nicht glauben würde, wenn er von außen auf den BVB schauen würde.