Dortmund. Borussia Dortmund hat gegen Schalke eine 4:0-Führung verspielt. Jetzt müssen Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc handeln. Ein Kommentar.
Als Ottmar Hitzfeld diese Woche immer und immer wieder um eine Stellungnahme zu Borussia Dortmund gebeten wurde, mahnte er gebetsmühlenartig zur Besonnenheit. Aus drei Jahrzehnten Trainertätigkeit wisse er: Ein überzeugender Sieg reicht, erst recht im Revierderby — und die Diskussion um BVB-Krise und Trainer Peter Bosz verstummt. Das 4:4 am Samstagnachmittag heizt aber die Trainerfrage beim BVB noch an.
Bosz hatte lange Zeit alle Argumente auf seiner Seite: Wer Schalke mit 4:0 in die Halbzeit schickt, verdient höchste Anerkennung im eigenen Anhang und bekommt neuen Kredit. Neun Pflichtspiele mit nur einem Sieg sind plötzlich bei denen vergessen, die ihr Seelenheil von den zwei Revierderbys in der Bundesliga-Saison abhängig machen. Doch ist Fußball nicht so einfach.
Watzke und Zorc können die Situation nicht mehr ignorieren
Nach dem verschenkten Derbysieg muss die Klubführung um Geschäftsführer Watzke und Sportchef Zorc jetzt handeln. Sie können nicht mehr ignorieren, dass die Mannschaft am Ende ist. Und dem Trainer das Fortune fehlt, einen Kantersieg, der nur eingefahren werden muss, über die Zeit zu bringen. Die Trainerdiskussion geht unvermindert weiter. Die Fragen sind offensichtlich.
Warum stellte der Trainer erst auf den letzten Drücker, als es um seinen Arbeitsplatz ging, und nicht schon vorher die Chaos-Abwehr auf Dreierkette um? Warum brach das Team gegen Schalke nach klarer Führung wieder ein? Woher kommen diese körperlichen und nervlichen Defizite, die nach der Pause alles, was man aufgebaut hat, kaputt machen? Das alles ist Trainerarbeit.
Sieg über Schalke hätte ein Befreiungsschlag sein können
Beim Halbzeitstand wollte man noch die Rolle des Trainers neu bewerten, logisch. Mindestens schien es fast so, als hätte der Verein jetzt ein bisschen Zeit in der Trainerfrage gewonnen. So wie der fulminante Saisonstart in einer Krise mündete, hätte der Sieg über Schalke ein Befreiungsschlag in die andere Richtung sein können. War er aber nicht.
In einer Krise, sagt Hitzfeld, seien Spieler unzufrieden und suchten überall, nur nicht bei sich, woran das Tief liegen könnte. Mit einem Sieg, weiß er, kehren plötzlich Zufriedenheit und Selbstvertrauen in die Mannschaft zurück. Der Derbysieg blieb aus. Mit anderen Worten: Es bleibt spannend bei Borussia Dortmund, wohin der Weg geht.