Dortmund. Im Fernduell zwischen dem BVB und 1899 Hoffenheim geht es um die Champions League. Trainer Tuchel steht womöglich vor seinem letzten Heimspiel.

Urlaub ist etwas Feines. Und von dem unmoralischen Angebot hat natürlich auch Thomas Tuchel gehört, der Trainer der Fußballer von Borussia Dortmund. Für die geht es am letzten Bundesliga-Spieltag am Samstag um viel, um sehr viel. Um Platz drei. Denn der, das macht ihn bei allen ambitionierte Klubs so beliebt, ebnet mit jener Sicherheit den Weg zu den Millionen der Champions League, die Wirtschaftsunternehmen zur Planung sehr schätzen. Ein Sieg gegen Werder Bremen steht der Sache noch im Wege. Vermutlich. Denn die Ausgangslage ist so ganz leicht auch wieder nicht vor dem finalen Akt, der Spannung zu versprechen scheint, Spektakel vielleicht sogar.

BVB und Hoffenheim liegen punktgleich auf Platz drei

Vor jenen letzten 90 Minuten dieser Spielzeit liegen der BVB und Hoffenheim punktgleich auf Platz drei, lediglich die um vier Treffer bessere Tor-Differenz entknittert die schwarz-gelbe Sorgenstirn ein wenig. Aber es ist in Anbetracht einer schon fast zehn Monate dauernden Saison eine Winzigkeit.

Vier Tore.

Nur vier?

Immerhin vier?

Kühle Mathematik

„Wir wissen, dass am letzten Spieltag schon verrückte Dinge passiert sind“, sagt Dortmunds Trainer Thomas Tuchel am Tag vor dem Spiel. Doch Verrücktheiten sind eher nicht seine Sache. Er hält sich an kühler Mathematik fest. „Mit einem Sieg haben wir eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Platz drei.“ Das reicht ihm erst einmal. Ein mögliches Wettschießen im Fernduell um Platz drei, bei dem Hoffenheim auf den noch immer abstiegsgefährdeten FC Augsburg trifft, mag er sich als Szenario erst einmal noch nicht vorstellen. „Es würde nur ablenken, auf den anderen Platz zu schauen.“ Und wenn dort Neu-Nationalspieler Sandro Wagner (elf Saisontore) sowie Andrej Kramarić (15 Saisontore) mit weiteren schnellen Treffern den Druck erhöhen und Dortmunds treffsicherster Schütze Pierre-Emerick Aubameyang (29 Tore) mal einen dieser Tage erwischt, an denen er vom Strand aus das Meer nicht trifft? Tuchel bleibt gelassen: „Die Kunst ist, richtig auf das zu reagieren, was passiert, und sich nicht vorher schon unnötig unter Druck zu setzen.“

Auch interessant

Denn Druck ist auch so schon ausreichend vorhanden. Schließlich geht es um den Zugang zum großen Geld der Champions League. Als Viertelfinalist der laufenden Saison verdiente der BVB auf europäischem Terrain allein an Prämien mehr als 30 Millionen Euro. Geld, mit dem beide Klubs gern planen würden. Das kleine Hoffenheim noch lieber als der prosperierende BVB, der zudem die größere Wahrscheinlichkeit besitzt, auch als Vierter noch in die Königsklasse zu geraten.

Großklubs drohen

Die internationalen Meriten der vergangenen Jahre würden der Borussia in den zwei Qualifikationsspielen (15./16. und 22./23. August) rund um den Saisonstart einen komfortablen Gegner garantieren, während Europa-Neuling Hoffenheim Großklubs aus Europas Top-Ligen fürchten müsste. Vereine wie Manchester City, FC Liverpool, AS Rom, FC Sevilla oder OGC Nizza, von Lucien Favre trainiert.

„Ich bin aufgeregt, es geht los“, sagt Tuchel. Dabei könnte für ihn sogar das Gegenteil der Fall sein. Nach den Streitigkeiten mit der Vereinsführung ist die Zukunft des Trainers ungewiss. Im Anschluss an das DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Eintracht Frankfurt soll entschieden werden, ob es mit Tuchel weitergeht. Bislang sieht es nicht danach aus. Die Partie gegen Bremen könnte also sein letztes Heimspiel sein. Fast absurd ist: Tuchel könnte entlassen werden als einer, der in zwei Jahren keine einzige Heimniederlage kassierte. Bislang steht die Serie bei 37 Spielen.

Jedes Mittel ist recht

„Als Trainer müsste man in jedes Spiel so reingehen, weil es immer das letzte sein kann“, sagt Tuchel darauf angesprochen. Alles also wie immer. Nur ein Sieg muss her. Da ist fast jedes Mittel recht.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann hatte Bremens Alexander Nouri einen bezahlten gemeinsamen Urlaub in Aussicht gestellt für den Sieg über den BVB. „Eine Woche Urlaub hätte ich problematisch gefunden. Aber eine Woche Urlaub mit ihm... ich sehe den Anreiz nicht.“ Tuchel lacht.