Dortmund. Die Zukunft von Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund ist offen. Doch Tuchel strebt wohl an, beim BVB zu bleiben. Wir zeigen, wie das gehen kann.

  • Die Zukunft von Thomas Tuchel bei Borussia Dortmund ist offen
  • Doch Tuchel strebt wohl an, beim BVB zu bleiben
  • Wir zeigen, wie das gehen kann

Auch am Dienstag herrschte bei Borussia Dortmund auf dem Trainingsgelände noch Ruhe. Die Profi-Mannschaft trainierte wie schon am Montag nicht. Ruhe, die derzeit bei weitem nicht überall im schwarz-gelben Fußball-Universum zu finden ist. Seit dem Interview von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit dieser Redaktion am vergangenen Samstag ist öffentlich dokumentiert, dass es nicht unerhebliche Differenzen zwischen der Vereinsführung und Thomas Tuchel gibt. Die Zukunft des Trainers (Vertrag bis 2018) sollte ohnehin nach der Saison besprochen werden, nun scheint sie offener denn je, eine Trennung kein irrwitziges Szenario mehr. Oder geht es vielleicht doch mit ihm weiter? Die Tuchel-Seite strebt dies offenbar schonmal an. "Unser Ziel ist es, dass Thomas beim BVB bleibt und dass sich alles wieder beruhigt", erklärte Tuchels Berater Olaf Meinking bei Sport1.

Sportlich liegen die Argumente auf der Seite des BVB-Trainers

Wie Tuchel noch die Kurve kriegt? Sportlich zumindest liegen die Argumente auf seiner Seite. Zweimal übernahm er im Sommer eine Mannschaft, in der grundlegende Veränderungen her mussten. Aus einer etwas eingefahrenen Spielweise unter seinem Vorgänger Jürgen Klopp machte Tuchel im Sommer 2015 in beeindruckender Geschwindigkeit eine Mannschaft, die ihren Ballbesitz in Chancen und Tore ummünzen kann. Das fiel ihr so schnell so leicht, dass es schon eine Erstaunlichkeit war. Am Ende stand eine Rekordsaison, die nur wegen der beeindruckenden Stärke von Bayern München „nur“ in die Vizemeisterschaft mündete.

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In der aktuellen Spielzeit schaffte er den Umbruch nach dem Abgang der drei Leistungsträgern Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan. Tuchel baute junge Spieler ein und fand nach einer holprigen Hinrunde, in der er oft Personal und Taktik tauschte, zu mehr Stabilität in der Rückrunde. Die vor der Saison und in der Winterpause formulierten Ziele sind bislang erfüllt oder sogar übererfüllt. Mit dem Status quo, Tabellenplatz drei, würde der BVB die angestrebte direkte Qualifikation für die Champions League erreichen, in der Champions Legaue war erst im Viertelfinale Schluss – und zwar wegen des Sprengstoffanschlags auf die Mannschaft unter schwer vertretbaren Bedingungen. Und zudem könnte am Ende der Saison sogar der Gewinn des ersten Titels seit dem Jahr 2012 stehen. Im DFB-Pokalfinale geht es am 27. Mai gegen Eintracht Frankfurt. Der BVB ist der Favorit.

Aber das Fachliche ist es ja auch nicht das, das die Parteien in Dortmund entzweit hat. Mehrmals hat Watzke betont, dass Tuchel "ein außergewöhnlich guter Trainer" sei. Es geht offenbar auch und vor allem um Faktoren wie Kommunikation, Vertrauen, gemeinsame Strategie. So formulierte es Watzke im Interview. Faktoren, die der Chef in fast zwei Jahren Zusammenarbeit offenbar in nicht ausreichendem Maße erfüllt sah. In den verbleibenden knapp drei Wochen dieser Spielzeit dürfte es mit Taten schwierig werden, Watzke zu überzeugen. Tuchel müsste vermutlich ein klares Zeichen in Richtung seiner Vorgesetzten senden, womöglich ein öffentliches Bekenntnis liefern, vielleicht hier und da wenigstens nur ein bisschen einlenken – und vor allem auch intern genau danach handeln. Zusammen mit dem Pokalsieg und Platz drei hätte er dann zumindest gute Argumente.