Dortmund. Thomas Tuchel wollte seine Spieler nach der Nullnummer gegen den FC Köln loben. Deswegen rief der BVB-Trainer alle zusammen in die Kabine.
- Thomas Tuchel wollte seine Spieler nach der Nullnummer gegen den FC Köln loben
- Deswegen rief der BVB-Trainer alle zusammen in die Kabine
- Er zollte seiner Mannschaft Respekt
Gonzalo Castro blieb ein paar Augenblicke lang stehen. Sein Blick haftete an einem Monitor, der in den Katakomben des Dortmunder Stadions an die Wand gedübelt ist. Auf ihm waren die Ergebnisse der Fußball-Bundesliga zu sehen. Eines kannte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund schon, beim 0:0 gegen den 1. FC Köln hatte er 90 Minuten lang mitgewirkt, ehe er mit Abpfiff in sich zusammensackte. Ihn plagte da das Gefühl, dass das zu wenig war, dass Punkte liegen geblieben waren, die man mit etwas mehr Fortune auf das eigene Punkte hätte packen können. Castro blickte also nun auf die Ergebnisse und sah, dass der Zweite Leipzig ebenfalls Remis gespielt hatte und dass Hoffenheim, der große Konkurrent um Position drei, die die Teilnahme an der Champions League garantiert, erst am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt spielt. Wie war das nun alles zu deuten?
Thomas Tuchel wusste es. Der Trainer reagierte deswegen mit einer Besonderheit. Er berief seine Spieler nach dem Schlusspfiff kollektiv in die Kabine, um ihr mitzuteilen, wie er das alles gefunden hatte. "Ich habe der Mannschaft ein dickes Kompliment ausgesprochen. Sie hat ein tolles Spiel gemacht. Das war so nicht unbedingt zu erwarten. Die Präzision im Torabschluss ist der einzige Punkt, der uns um den Sieg gebracht hat", meinte Tuchel milde. Vor allem in der ersten Halbzeit brachte sich der BVB um ein besseren Ergebnis. "Wir haben verpasst, ein Tor zu machen", meinte jener Castro also hinterher, was ein bisschen lustig war, denn er selbst hatte ja eines erzielt. Also: hätte er.
Die Anfangsphase der Borussia geriet beachtlich. "Wir hatten richtig viel Glück in den ersten 20 Minuten und sind sehr zufrieden mit dem Punkt. Den zu holen, ist keine Selbstverständlichkeit", meinte Kölns Trainer Peter Stöger nach der Partie, in der Tuchel ein paar seiner müden Helden (u.a. Ousmane Dembélé) vom Pokal-Coup in München schonte, ohne zunächst offensive Wucht einzubüßen.
Der BVB vegab zahlreiche Chancen
Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang rutsche ein früher Kopfball über die Stirn (12.). Erster Jubel zwei Minuten später: Eine Co-Produktion zwischen Marco Reus und Shinji Kagawa endete in einem Treffer Aubameyangs, der wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung allerdings nicht gewertet wurde. Eine zumindest fragwürdige Entscheidung. Marco Reus (15.) vergab eine weitere Chance, bis Castro für die Führung sorgte. Eigentlich. Denn an dessen Kopfball reckte Reus kurz vor dem Tor noch den Fuß und stand somit im Abseits (34.). "Ich dachte hinter mir steht noch einer", rechtfertigte sich Reus später.
So werkelte der BVB bis in die Nachspielzeit hinein an einer zunehmend stabilen roten Mauer herum - und fand keine porösen Stellen. Sekunden vor dem Ende rettete FC-Torwart Timo Horn brillant gegen einen Kopfball von Raphael Guerreiro.
Verlorene Punkte? Ein Rückschlag im Kampf um Platz drei? Herr Castro? "Wir haben es selbst in der Hand", sagt er. Denn am kommenden Samstag geht's im Heimspiel gegen Hoffenheim. Dritter gegen Vierter. Oder Vierter gegen Dritter. So oder so: Ein Sieg hilft. Castro sagt: "Wir freuen uns darauf."