Dortmund. Jeder Tag Verzögerung hätte ein Signal der Ohnmacht gegenüber dem Terror abgegeben. Ein Kommentar zum BVB-Spiel gegen den AS Monaco.

Zwei Fragen drängen sich seit der Bombenattacke auf den BVB-Mannschaftsbus auf. Wie geht es Marc Bartra? Und: War es richtig, schon am folgenden Tag das ausgefallene Fußballspiel in der Champions League anzusetzen? Zur ersten Frage: Bartra geht es den Umständen gut. Er wird auf die Beine kommen. Schwieriger ist die zweite Frage.

Lothar Matthäus wetterte mit voller Wucht gegen die Uefa

„Wir spielen heute nicht für uns“, sagte Geschäftsführer Watzke vor dem 2:3 gegen AS Monaco. „Wir spielen für alle. Wir wollen zeigen, dass Terror und Hass unser Handeln niemals bestimmen dürfen.“ Hat er recht? Rekordnationalspieler Matthäus hat mit voller Wucht gegen den Termin und die zuständige Uefa gewettert. Auch Trainer Tuchel wollte mehr Zeit. Das ist die Sicht von Sportlern. Die politische Sicht ist jene, die Stadionsprecher Dickel ins Mikrofon brüllte: „Jetzt erst recht!“

Was blieb dem Verein und seinem kickenden Personal anderes übrig, als rasch zu irgendeiner Form von Alltag zurückzukehren? Alle Borussen, die am Dienstag an Bord waren, werden ihr Leben lang nicht mehr unbekümmert in einen Mannschaftsbus steigen. Da können sie noch so viel Geld verdienen und dicke Autos fahren: Der Schock wird immer präsent sein. Mensch bleibt Mensch. Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen: Das mulmige Gefühl wäre in zwei oder drei Wochen nicht verflogen, wenn das Spiel später nachgeholt worden wäre. Schlimmer noch: Womöglich hätte sich der Schock zu einem Trauma gesteigert.

Jeder Tag Verzögerung hätte ein Signal der Ohnmacht gegenüber dem Terror abgegeben. Ihre Wirkung verfehlte die Botschaft nicht. Der Signal Iduna Park war voll.

Reinhard Rauball sagte, er mag sich an den Terror nicht gewöhnen. Aber einknicken vor dem Terror — mag er auch nicht. Dreimal in 17 Monaten war er mit dem Terror konfrontiert. Gegen AS Monaco saß er wieder im Stadion. Er, der Liga-Präsident, ist ein Vorbild für uns alle.

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