Essen. Ja, der BVB war ersatzgeschwächt. Ja, der FC Bayern hatte die bessere Elf. Aber von Borussia Dortmund darf man mehr erwarten. Ein Kommentar.
Natürlich fehlten dem BVB gegen den FC Bayern viele Leistungsträger. Julian Weigl etwa. Oder Marco Reus. Und der zuletzt starke Shinji Kagawa. Trotzdem stand auf dem grünen Rasen in München immer noch eine Mannschaft, die den Rekordmeister hätte ärgern können. Vielleicht sogar für eine Überraschung hätte sorgen können. Doch Trainer Thomas Tuchel lieferte seiner Elf schon vor Partie durch ungewohnte Tiefstapelei ein Alibi und wiederholte dies auch nach dem Schlusspfiff. "Alles andere als diese Dominanz und dieses Ergebnis hätten mich überrascht", meinte Tuchel. Worte, die überraschen. Schließlich hat der BVB den Anspruch, sich als zweite Kraft im deutschen Fußball zu positionieren. Und die Schwarz-Gelben wollen ganz sicher nicht vom Konkurrenten aus München vorgeführt werden, das wurden sie aber zeitweise am Samstag. Tuchels Tiefstapelei klang also so, als würde da jemand von vornerein eine Ausrede suchen.
Dabei stellte Tuchel am Samstag immer noch Top-Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, Europameister Raphael Guerreiro, Kapitän Marcel Schmelzer, Stammtorhüter Roman Bürki, Abwehrchef Sokratis, Mittelfeldstratege Gonzalo Castro und die beiden Top-Talente Ousmane Dembélé und Christian Pulisic auf. Genug Talent, um die Münchner, die natürlich mehr Erfahrung hatten und besser besetzt waren, zu besiegen. Alles, was es gebraucht hätte, wäre Mut gewesen.
Mehr Mut. Mehr nicht
"Die Bayern sind in der Phase der Saison das höchste Niveau. Das ist wie ein Auswärtsspiel bei Real Madrid. Und diese Aufgabe ist zu schwer, wenn sie A-Jugendliche lösen sollen oder Spieler wie Sebastian Rode, der sein erstes Spiel seit einem halben Jahr macht", meinte Tuchel. Das stimmt. Aber Borussia Dortmund hat auch in der Besetzung vom Samstag eine stärkere Elf als die TSG Hoffenheim. Die Hoffenheimer haben den Rekordmeister einen Spieltag zuvor besiegt, dabei mutig und aggressiv gespielt. Natürlich waren die Münchner gegen den BVB motivierter als gegen Hoffenheim. Aber auch vom BVB hätte man einen mutigeren Auftritt erwarten können.