Dortmund. . Marco Reus zog sich einen Muskelfaserriss zu und fällt vier Wochen lang aus. Die große Frage ist nun beim BVB: Wer ersetzt den Unersetzlichen?

  • Mit einem Muskelfaserriss fällt Dortmunds Nationalspieler Marco Reus für vier Wochen aus
  • Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Benfica Lissabon fehlt einer der wichtigsten Spieler erstmals
  • Nicht André Schürrle, sondern Christian Pulisic scheint die besten Karten auf Reus’ Vertretung zu haben

Frisuren sind eine wichtige und ernste Sache. Nachzufragen ist das zum Beispiel bei langhaarigen Damen im Wind oder Pierre-Emerick Aubameyang. Der Torjäger von Borussia Dortmund pflegt seinen Irokesen-Schnitt mit viel Hingabe. Zuletzt zauberte ihm der Coiffeur seines Vertrauens eine kleine rote Färbung ins Haar, die allerdings Aubameyangs Vorgesetzten auf den Plan rief. Denn das Zeichen sah aus wie das Erkennungsmerkmal eines persönlichen Sponsors, der bedauerlicherweise nicht der Sponsor seines Klubs ist. Er möge das doch bitte, ließ Sportdirektor Michael Zorc mit angebrachter Milde ausrichten, nicht allzu oft wiederholen.

BVB besiegte Bayer Leverkusen mit 6:2

Wer mochte und unbedingt wollte, stilisierte daraus ein Problem. Die Wahrheit aber ist, dass nichts besser dokumentiert, wie sicher der BVB auf dem Weg zu alter Stärke ist. Denn die haarige Eigenheit des schillernden Stars war beim spektakulären 6:2 (2:0)-Erfolg der Borussia über Bayer Leverkusen schon beinahe der größte Störfall eines angenehmen schwarz-gelben Tages. Wäre da nicht die Sache mit Marco Reus gewesen.

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Etwas schwerfällig und wortkarg verließ der Nationalspieler das Stadion am Samstagabend. Kurz vor der Halbzeit musste er ausgewechselt werden: Schmerzen im hinteren Oberschenkel. Nichts ging mehr. Diagnose: Muskelfaserriss. Erst Anfang April steht der Offensivkönner wieder zur Verfügung. Nur wenn es optimal läuft, ist er dann offenbar eine Option für das Derby beim FC Schalke am 1. April.

Schon direkt nach der Partie hatten sie beim BVB nichts Gutes hoffen können. Das sei „eine traurige Nachricht“ und „ein enormer Verlust“, sagte Trainer Thomas Tuchel über einen seiner wichtigsten Männer. „Er war sehr präsent und zieht unseren Karren momentan richtig gut“, seufzte Sportdirektor Michael Zorc. Es ist eine Krankmeldung in der Torfabrik zur Unzeit.

Gerade nämlich wirkt der BVB wieder so stabil und harmonisch wie zu richtig guten Zeiten. Seit dem Sieg gegen RB Leipzig, argumentiert Tuchel mit einigem Recht, sei die Formkurve eindeutig aufsteigend. „Das Spiel und die Art und Weise, wie wir es gewonnen haben, hat uns einen Schub gegeben“, sagt Tuchel. Die unrühmliche Ausnahme: die peinliche Niederlage zwischendurch beim Tabellenletzten Darmstadt.

BVB-Stürmer Aubameyang erzielte seine Tore 20 und 21

In allen anderen Spielen agierte die Borussia auf ansprechendem bis hohem Niveau, erspielte sich Chancen. Mittlerweile werden die sogar wieder genutzt. In den vergangenen drei Bundesligaspielen erzielte Dortmund zwölf Tore. Gegen Leverkusen überzeugte Schwarz-Gelb mit ungewohnter Effizienz. Aubameyang erzielte seine Saisontreffer 20 und 21, ein Drittel dieser Tore bereitete Ousmane Dembélé, ein weiterer Torschütze vom Samstag, vor. Zusammen mit Reus bildeten sie zuletzt ein ­prächtiges Trio. Nun ist es vorerst ­gesprengt. Dabei kommt es am Mittwoch im Champions-League-Achtelfinale gegen Benfica Lissabon vor allem auf die Offensive und auf Tore an. Die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel muss repariert werden, um die nächste Runde zu erreichen.

Wer also wird Reus am Mittwoch ersetzen? Als der Nationalspieler raus musste, wechselte Tuchel nicht etwa die ebenfalls auf der Bank kauernde Prominenz André Schürrle ein, sondern den 18 Jahre alten US-Amerikaner Christian Pulisic. Er ging auf die rechte Seite, wo Dembélé wich. Pulisic steuerte sogleich einen Treffer und eine Vorlage bei. Der Youngster könnte also bei der Frage nach dem Reus-Ersatz für Mittwoch die Nummer 1 sein, wenn Tuchel größere Rochaden vermeiden will.

Darauf deutet auch das hin, was der später eingewechselte und ebenfalls als Torschütze auffallende Schürrle sagte. „Ich habe derzeit nicht so viel Einsatzzeit. Deswegen ist es wichtig für mich, die Zeit, die ich habe, zu nutzen. Und das mache ich“, meinte Schürrle und verriet, dass Tuchel derzeit eher nicht im Mittelfeld mit ihm plant. „Der Trainer hat gesagt, dass er zufrieden mit mir ist. Er sieht mich eher auf der Neun hinter Aubameyang. Diese Situation nehme ich an und schaue, dass ich meine Tore mache, wenn ich im Spiel bin.“

Hoffnungsträger für Mittwoch gibt es also ausreichend. Halten sie, was sie zu versprechen scheinen, dann ist auch die Frisur nicht mehr so wichtig.