Dortmund. . Borussia Dortmund benötigt im Spitzenspiel gegen RB Leipzig ein Erfolgserlebnis. Thomas Tuchel versucht jedoch, seinem Team den Druck zu nehmen.
Doch, gelacht wird immer noch bei Borussia Dortmund. Pierre-Emerick Aubameyang etwa windet sich prustend auf dem Boden, als den Kollegen beim Abschlusstraining am Freitagnachmittag eine Übung misslingt. Zuvor hat sich Trainer Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz auffällig gut gelaunt präsentiert, dem BVB-Pressesprecher ebenso einen Spruch mitgegeben wie einem aus Stuttgart angereisten Journalisten.
Hier will sich einer frei machen von der Situation seines Klubs, die der guten Laune nicht ganz entspricht – und die angesichts des bevorstehenden Spiels noch einmal deutlich vor Augen geführt wird: Elf Punkte trennen den BVB und RB Leipzig vor dem Topspiel am Samstag (18.30 Uhr/live in unserem Ticker) voneinander. Und es ist der Aufsteiger, der so deutlich vorne liegt und den zweiten Platz belegt.
BVB würde sich über Euphoriewellchen freuen
Die starke Leipziger Saison hat viel mit dem 2. Spieltag zu tun, als der BVB bei RB mit 0:1 verlor. „Dadurch hat Leipzig einen enormen Schub bekommen, diese Euphoriewelle reiten sie seitdem“, sagt Tuchel. In Dortmund würden sie sich derzeit schon über ein Euphoriewellchen freuen, doch die Lage ist kompliziert: Platz zwei ist fast außer Reichweite, um Platz drei streitet man sich mit Teams wie Frankfurt, Hoffenheim und Hertha, die stabil auf hohem Niveau spielen. Gegen Leipzig braucht man also ein Erfolgserlebnis.
Auch interessant
Was man überhaupt nicht braucht, sind die Störgeräusche, die in der laufenden Saison immer wieder aufkommen. In dieser Woche war es Pierre-Emerick Aubameyang, der in einem Radiointerview mit Wechselgedanken kokettierte. Inhaltlich hatte Tuchel zwar nicht allzu viel auszusetzen, aber: „Ob er das öffentlich tun muss in der Phase, in der wir uns befinden, darüber kann man streiten.“
Er weiß, dass die Partie gegen Leipzig schwer genug wird, der aggressive Stil des Aufsteigers, der den gegnerischen Spielaufbau früh attackiert, liegt dem BVB nicht. Und ob der Ausfall des besten Leipziger Torjägers Timo Werner ihnen in die Karten spielt, mag Thomas Tuchel nicht sagen: „Das ist auf jeden Fall eine Schwächung für Leipzig, er ist ein außergewöhnlicher Spieler“, meint er. „Aber ob das ein Vorteil wird, wird man sehen.“
Die Dortmunder Chance zur Befreiung
Der Trainer bemüht sich, dem Spiel die Bedeutung zu nehmen, das Wort „Druck“ versucht er zu vermeiden. Aber die Tabellenlage hänge „über uns wie eine Wolke“, davon müsse man sich gegen Leipzig befreien. „Du kannst dir zwar Gedanken über die Situation machen, aber die helfen einfach nicht.“
Lieber will er es machen wie der Aufsteiger im Hinspiel, die Partie als Initialzündung für die anstehenden Wochen, in denen es auch in Champions League und DFB-Pokal ums Weiterkommen geht. „Natürlich wünschen wir uns und werden alles dafür tun, zu Hause zu gewinnen und dann mit Selbstvertrauen in diese entscheidende Phase zu gehen“, so Tuchel.
An den anderen Fall mag er nicht denken: Wenn Leipzig gewinnt und auf 14 Punkte davon zieht. Wenn das Spiel ähnlich schwach gerät wie in Bremen oder Mainz. Auch dann könnte diese Partie ein Wendepunkt sein: Wenn ausgerechnet gegen das Feindbild RB Leipzig der nächste Rückschlag kommt, dann könnte auch im Dortmunder Publikum die Stimmung kippen. Und dem ohnehin nicht mehr unumstrittenen Tuchel würde es noch einmal deutlich schwerer fallen, das Wort „Druck“ zu vermeiden.