Essen. Wir haben mit Entwicklungsminister Gerd Müller über Afrika-Cup-Gastgeber Gabun gesprochen. Unruhen sind nicht auszuschließen.
Vor Beginn des Afrika-Cups am Samstag hat sich Bundes-Entwicklungsminister Gerd Müller die besorgt über die wirtschaftliche und soziale Lage im Gastgeberland Gabun geäußert. Zwar werde bei einem solchen sportlichen Großereignis „ganz schnell deutlich, wie sehr der Sport, und vor allem der Fußball, Menschen verbindet“, sagte er im Interview mit dieser Redaktion. Jedoch sei wichtig, dass „faire und sichere Arbeitsbedingungen, nachhaltige Infrastruktur und Umweltschutz thematisiert werden“.
Ein weiteres Problem, das Auswirkung auf die Sicherheit der Stadionbesucher haben kann, sei, so der Minister weiter, die innenpolitische Situation. So wirft die Opposition Präsident Ali-Ben Bongo Ondimba eine Manipulation der Wahl im vergangenen Jahr vor.
Ausschreitungen nach der Wahl
Kurz nach dieser Wahl hatte es in der Hauptstadt Libreville Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Hinweise darauf, dass die Opposition den Afrika-Cup als Bühne für ihren Protest nutzen und damit erneut für Unruhen sorgen könnte, nimmt Müller ernst: „Das ist nicht auszuschließen. Die Opposition hat auch zum Boykott aufgerufen, weil sie kritisiert, dass man in der aktuellen Haushaltskrise des Landes andere Finanzierungsprioritäten hätte bedienen sollen.“
Hinzu komme die wirtschaftliche Lage des zentralafrikanischen Staates. Zwar ist das Brutto-Inlandsprodukt pro Kopf das dritthöchste auf dem Kontinent. „Trotzdem ist der Reichtum des Landes sehr ungleich verteilt“, sagt Müller. Der Entwicklungsminister vermutet, „dass diese Umstände im Land die Begeisterung der Bevölkerung für das Turnier im eigenen Land trüben können“.
Grundsätzlich aber sei die Begeisterung für das Turnier in Gabun groß: „Der Afrika-Cup hat für die Menschen dort einen höheren Stellenwert als die Fußball-Weltmeisterschaft“, sagt Müller. Vor allem, wenn die Nationalmannschaft im eigenen Land ein so großes Turnier spiele und „internationale Stars wie der BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang das Team als Kapitän anführen“.
Diese Begeisterung auch für den Sport im Allgemeinen möchte Müller nutzen. Daher hat er die Initiative „Mehr Platz für Sport – 1000 Chancen für Afrika“ gegründet. „Im Rahmen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit schaffen wir mit dem Bau und der Renovierung von Sportplätzen sichere Orte der Begegnung und des Miteinanders“, konkretisiert er sein Vorhaben. Über den Sport wolle er dazu beitragen, „dass die Kinder und Jugendlichen bessere und selbstständige Perspektiven für ihr Leben entwickeln können“.
Am Afrika-Cup nehmen 16 Nationen teil. Das Finale wird am 5. Februar im Stade d’Angondjé Libreville ausgetragen.