Dortmund. . Die Grundsatzschelte von BVB-Trainer Tuchel an seinen Spielern offenbart angespannte Verhältnisse in Dortmund - zumal niemand dem Trainer beispringt.

Auch am Montag war nichts zu hören aus der Führungsriege von Borussia Dortmund. Weder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke noch Sportdirektor Michael Zorc wollten Stellung nehmen zur Diskussion um Trainer Thomas Tuchel. Doch schon der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat festgehalten: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Und so lag durchaus eine Botschaft im dröhnenden Schweigen, das aus Dortmund zu vernehmen war: dass sich nämlich niemand bemüßigt sah, dem Trainer zur Seite zu springen.

Der hatte schon seine Spieler irritiert, als er sie nach der 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt harsch attackierte: „Technisch, taktisch, mental, Bereitschaft – komplett. Unsere Leistung war ein einziges Defizit“, sagte er. Die Kritik war zwar grundsätzlich nachvollziehbar nach einem schwachen Auftritt in Frankfurt und nur neun Punkten aus den jüngsten sieben Spielen. In ihrer Deutlichkeit aber überraschte sie doch nach einer Woche, die mit dem 1:0-Sieg gegen Bayern München begonnen hatte – zumal die Saison nach dem Umbruch im Sommer offiziell zum Übergangsjahr ausgerufen ist, zumal die Verantwortlichen öffentlich immer wieder vor Rückschlägen warnten.

Die harten Worte wie auch die fehlenden Reaktionen offenbaren, dass die Verhältnisse im Klub nicht spannungsfrei sind. Fachlich gibt es am Trainer Tuchel kaum Zweifel – auch Spieler, die selten zum Zug kommen, loben ihn. Doch es mehren sich die Stimmen, die über seine anstrengende Art seufzen.

Gespräche über Vertragsverlängerung beim BVB

Nach außen wird diese nach Niederlagen gelegentlich sichtbar: Nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Bayern München ging Tuchel einige Spieler harsch an. Nach dem 0:2 bei Bayer Leverkusen sorgte er für Verwunderung, als er die aus seiner Sicht zu vielen Fouls der Leverkusener anprangerte. Damals sprang ihm Watzke öffentlich zur Seite – weil er dies als seine Aufgabe sah. Dieses Mal nicht. Kapitän Marcel Schmelzer drückte sich am Montag um eine inhaltliche Stellungnahme, indem er behauptete, die Aussagen seines Trainers gar nicht gesehen zu haben. Doch weder die Kritik nach dem Pokalspiel noch die aktuelle kamen unter den Spielern gut an.

Wie sich die atmosphärischen Störungen nun auswirken, bleibt abzuwarten. Bislang gilt als ausgemacht, dass im Winter über eine Verlängerung des 2018 auslaufenden Vertrags gesprochen wird – auch weil man beim BVB registriert, dass der Trainer beim FC Arsenal und anderswo aufmerksam beobachtet wird.

Doch Tuchel will erst einmal bleiben. Und Watzke sagte zu dieser Zeitung: „Es gibt den Wunsch, den Vertrag zu verlängern.“ Das allerdings war in der vergangenen Woche – als der Geschäftsführer noch öffentlich über seinen Trainer sprach.