Dortmund. . Marco Reus ist trotz seines geklauten Tores in der Champions League glücklich. Der Rückkehrer belebt das BVB-Spiel - findet aber auch kritische Worte.

  • Marco Reus ist trotz seines geklauten Tores glücklich
  • Der Rückkehrer belebt das BVB-Spiel
  • Der Kapitän findet aber auch kritische Worte

Nach Lage der Dinge wird es keine Regressforderungen geben. Weder die Uefa noch Borussia Dortmund werden die 139,95 Euro zurückfordern, die ein Champions-League-Ball im Handel kostet. Denn Marco Reus hatte nach bestem Treu und Glauben gehandelt, als er das Spielgerät mitgenommen hatte nach dem 8:4-Sieg gegen Legia Warschau, dem torreichsten Spiel der Champions-League-Geschichte. Das ist so üblich nach drei eigenen Treffern, und die hatte der Stürmer ja erzielt – dachte er zumindest.

Doch tags darauf kam die Korrektur: Der europäische Fußballverband Uefa wertete Reus’ dritten Streich als Eigentor, weshalb zwei Treffer und eine Vorlage verblieben.

Verzögerung bei der Dopingprobe

Dem 27-Jährigen dürfte dies egal gewesen sein. „Wenn ich heute gar nicht getroffen hätte, wäre ich trotzdem froh gewesen“, sagte er, als er weit nach Mitternacht den Mannschaftstrakt im Dortmunder Stadion verließ – beim Wasserlassen für die Dopingprobe hatte er sich weit schwerer getan als auf dem Rasen. „Es ist egal, wer die Tore schießt, die Mannschaft muss Erfolg haben“, fügte Reus hinzu. „Das steht über allem.“

Das waren einerseits recht handelsübliche Floskeln. Wer allerdings den Angreifer sah, wie er trotz später Stunde lächelnd in den Stadionkatakomben stand, mochte ihm abnehmen, dass das Spiel an sich ihm Freude genug gewesen war.

185 Tage hatte er zuvor schließlich verzichten müssen aufs Fußballspielen. Seit dem Pokalfinale am 21. Mai hatten ihn hartnäckige Schambeinentzündungen außer Gefecht gesetzt. Zunächst war die Rückkehr für Mitte August vorgesehen, immer wieder musste sie verschoben werden. Der Nationalspieler erlebte quälende Monate der Ungewissheit – im Moment der Rückkehr ebenso vergessen wie die Schufterei in der Reha.

„Auf diesen Moment habe ich hingefiebert und hart dafür gearbeitet“, freute sich Reus.

Reus erweitert Offensivrepertoire

Auch sein Trainer Thomas Tuchel war glücklich: „Es war eine phantastische Leistung und ein unglaubliches Comeback, das seine Qualität unterstreicht“, lobte er. „Die fehlt uns schon seit Monaten.“ Denn Reus hatte immer wieder aufblitzen lassen, dass er das Offensivrepertoire des BVB entscheidend erweitern kann. Die unwiderstehlichen Antritte, die schnellen Bewegungen im höchsten Tempo, den Ball immer eng am Fuß – sie waren auch gegen den polnischen Meister schon wieder zu sehen.

Doch Reus, der an diesem Abend die Kapitänsbinde trug, fand auch kritische Worte: „Das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft war nicht gut, das müssen wir ansprechen“, haderte er. „Vier Gegentore zu Hause sind einfach zu viel.“

Tatsächlich war die Abwehrleistung besorgniserregend, mit schmissiger Musik unterlegt hätten viele Szenen Eingang in jede Pleiten-Pech-und-Pannen-Show finden können. Hier muss der BVB dringend nachbessern – sonst dürften die Stürmer des kommenden Gruppengegners Real Madrid nach dem Spiel mehr als nur einen Ball mit nach Hause nehmen.