Dortmund. Seit dem Finale im DFB-Pokal im Mai hat Marco Reus kein Spiel mehr bestritten. Vor dem Gipfel gegen Bayern München steht der Dortmunder nun vor dem Comeback.

Vor einer Woche war Marco Reus erstarrt. Mit einer Riesen-Hantel in der Hand stand der 27-Jährige im Fitnessraum von Borussia Dortmund, der grimmige Blick ins Leere wie eingefroren. Es war der bisher letzte Post von "marcinho11" bei Instagram, er wurde mit einigen Teamkollegen Teil der neuen Mode-Erscheinung "Mannequin Challenge". Doch die Zeit der Tatenlosigkeit soll am Samstag endlich vorbei sein. Ausgerechnet vor dem Bundesliga-Hit gegen Bayern München steht Reus vor einem Comeback. 182 Tage nach seinem letzten Spiel, dem DFB-Pokalfinale im Mai, ebenfalls gegen die Bayern.

Seit Tagen trainiert Reus wie besessen, er will Trainer Thomas Tuchel beweisen, dass er fit ist, dass er bereitsteht. "Marco brennt", hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc festgestellt. Und Tuchel schwärmt: "Es ist ein Genuss, ihn im Training zu sehen. Er ist in einer Topverfassung und auf bemerkenswertem spielerischem Niveau."

Vielleicht bietet der Trainer Reus am Samstag sogar schon beim Anpfiff um 18.30 Uhr auf. Wahrscheinlicher ist ein Einsatz als Joker. Doch egal, wie viele Minuten es werden, Reus wird jede genießen. Als nach dem Cup-Finale die ständigen Adduktorenbeschwerden wieder aufbrachen, war noch nicht absehbar, welche Leidenszeit für ihn beginnen würde. Als Bundestrainer Joachim Löw am 31. Mai das EM-Aus des Turbo-Dribblers verkündete, war dies eine von niemandem erwartete Überraschung.

Das Reus-Comeback wurde immer weiter verschoben

Eine Schambeinentzündung zögerte das Comeback immer weiter raus. Zunächst war Mitte August anvisiert, dann sprach Tuchel vom September, kurz darauf erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Spekulationen mit den Worten "Ich kann Ihnen, ehrlich gesagt, die Frage nicht seriös beantworten" für beendet. Tuchel erklärte: "Ich habe mich von Daten und Terminen gelöst, um einen unterbewussten Druck zwischen mir und Marco herauszunehmen."

Die Ruhe hielt, solange Reus sein Spezialprogramm auf Trainingsplatz drei absolvierte. Als er Anfang Oktober ins Lauftraining einstieg, begannen die Spekulationen von neuem. Nun, in der Länderspielpause, soll der frühere Gladbacher den Daumen gehoben und seine Einsatz-Bereitschaft signalisiert haben. Und das Comeback des Stars zum "deutschen Clásico" kommt für den BVB gerade recht. Vor dem jüngsten 5:2 beim Punktelieferanten Hamburger SV hatte der BVB vier Spiele nicht gewonnen, die für ihre Verhältnisse auch nicht wirklich souveränen Bayern sind den neuformierten Dortmundern schon um sechs Punkte enteilt. Ein Sieg gegen den Rivalen könnte aufkommende Zweifel in Westfalen mit einem Schlag beseitigen.

Und Reus, der bisher noch nicht mit seinen im Sommer nach Dortmund gewechselten Freunden Mario Götze und André Schürrle im BVB-Trikot zusammenspielen konnte, ist die personifizierte Hoffnung auf besondere Momente. Zumal gleich bei der Rückkehr ein Doppel-Jubiläum winkt. Der nächste Dortmunder Treffer wäre der 900. in einem Bundesliga-Heimspiel, der nächste Sieg Reus' 100. in einem Pflichtspiel mit dem BVB.

Unglaublich 26 Zwangspausen

Doch das sind für den Hochveranlagten, den seit 2013 unglaubliche 26 Zwangspausen insgesamt 459 Tagen zum Zuschauen zwangen, allenfalls Randaspekte. Die Hauptsache ist, dass er am Samstag endlich wieder Fußball spielen kann. Und die Zeit des Mannequin Marco Reus ein Ende hat. (sid)