Essen. Die Dortmunder Polizei bezeichnet das Derby als friedlich. Aber: Es gab 366 Festsetzungen und mehrere Waffen wurden sichergestellt. Ein Kommentar.
Am Abend nach dem Derby zog die Dortmunder Polizei Bilanz. 366 Festsetzungen. Der Teambus des FC Schalke 04 durch einen Tritt beschädigt. Bei Kontrollen wurden u.a. sichergestellt: 13 Sturmhauben, Pyrotechnik, 7 Tier-Abwehrsprays, fünf Küchenmesser, Boxbandagen und Quarzhandschuhe, die mit Sand gefüllt sind, um jeden Gegner auszuknocken. Direkt vorm Stadion beschädigt: acht Streifenwagen.
Die Polizei teilte dazu offiziell mit: „Im Großen und Ganzen war es ein friedliches Derby.“ Ja, man kann das so sehen. Die Katastrophe ist erneut ausgeblieben. Dortmunds Polizei kennt die gewaltbereiten Vertreter der Ultra-Gruppierungen, die so drollige Namen wie „Desperados“, „The Unity“ und „Kölner Boyz“ tragen, und konnte Zwischenfälle jeder Art rechtzeitig unterbinden.
366 Festsetzungen - das bedeutet laut DPA im Detail: 334 Fans wurden „zur Gefahrenabwehr“ und 32 Fans „wegen strafrechtlicher Handlung“ festgesetzt. Es wundert schon, dass die Zahlen niemanden aufregen.
Der Einsatz von 2000 Polizisten, um die Fußballspiele stattfinden zu lassen, kostet Nordrhein-Westfalen eine siebenstellige Summe im Jahr. Also Geld, das genauso in Schulen, Kindergärten oder Job-Maßnahmen investiert werden könnte. Die Ultras ziehen nicht nur Aufmerksamkeit auf sich. Sondern den Steuerzahlern auch Geld aus der Tasche. Wie lang möchte man dem Treiben zusehen?
Warum nennt die Polizei das „friedlich“?
Als die Schalker Fans am Samstag unterhalb der Westfalenhallen am Stadion eintrafen, warteten schon die Dortmunder Fans mit Gesten und Schimpfwörtern, deren Abdruck strafrechtliche Konsequenzen hätte. Umgekehrt war’s nicht freundlicher. Man muss nicht in den Osten, um den Mob am hellichten Tag auf der Straße ausfällig zu erleben. Warum nennt die Polizei das „friedlich“? Weil’s noch schlimmer hätte werden können? Klingt nach Resignation.
Der Großteil von Fans kommt ins Stadion, um ein spannendes Spiel zu sehen. Sogar der Großteil von Ultras, die mit Choreografien begeistern. Für die millionenschweren Klubs wäre es verhängnisvoll, wenn die Minderheit die Politik auf die Idee brächte, dass die Klubs die Polizeieinsätze bezahlen müssten.
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