Essen. Marco Reus trainiert wieder. Der anfällige Körper und eine große Konkurrenz beim BVB und im DFB-Team machen das Comeback aber nicht zum Selbstläufer.
- Marco Reus trainiert wieder bei Borussia Dortmund
- Der anfällige Körper und eine große Konkurrenz machen das Comeback aber nicht zum Selbstläufer
- Ein Kommentar zur bevorstehenden Rückkehr des Nationalspielers
Man muss keine überbordende Sympathie für Borussia Dortmund empfinden, um den Dienstag als einen guten Tag für den Verein im Speziellen und den Fußball im Allgemeinen zu bezeichnen. Auch neutrale Zuschauer werden sich über die Nachricht freuen, dass Marco Reus wieder ins Mannschaftstraining der Schwarz-Gelben eingestiegen ist und bei sorgfältiger Berechnung des Trainerstabs beizeiten wieder auf dem Bundesligarasen stehen kann. Denn es sind Spieler wie Reus, für die Fans, ob auf der Südtribüne oder im Familienblock, Geld bezahlen und sie im Stadion wirbeln sehen wollen.
Für Reus wird die erste Einheit in Brackel im Kreise der Teamkollegen, mögen viele von ihnen noch mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sein, eine Erlösung gewesen sein. Er musste die verpasste Teilnahme an der Europameisterschaft in Frankreich verdauen, was das Halbfinal-Ausscheiden der Löw-Truppe nur bedingt beschleunigt haben dürfte.
Scheu und vorsichtig bei Interviews
In Kombination mit dem WM-Titel, den vor zwei Jahren in Abwesenheit des ebenfalls verletzten Dortmunders nur die anderen deutschen Nationalspieler in Brasilien holen durften, ist das eine große Prüfung fürs Selbstvertrauen. Zumal der 27-Jährige zumindest in Interviews nach Spielen nicht immer den sichersten Eindruck hinterlässt und etwas scheu sowie vorsichtig im Umgang mit den Medien wirkt.
Reus muss nun die Rolle des Stehaufmännchens annehmen und sich peu a peu zurückkämpfen. Seitdem er 2012 zum BVB gewechselt ist, hat er 30 von 142 möglichen Bundesligaspielen verletzungsbedingt verpasst – gefühlt ist es angesichts der äußerst unglücklichen Zeitumstände wie oben beschrieben allerdings mehr als nur jedes fünftes Spiel. Nach der Seuchensaison 2014/2015 mit zwei Pausen wegen Außenbandverletzungen im Sprunggelenk sowie späteren Rückschlägen aufgrund von Adduktoren- und Muskelproblemen blieb der 29-malige Nationalspieler in der vergangenen Spielzeit weitgehend von langwierigen Beschwerden verschont – jedenfalls bis zur EM-Vorbereitung.
Sané und Brandt drängen auf
Dortmunds Flügelflitzer hat noch einige gute Jahre vor sich, so viel steht fest. Inwiefern der verletzungsanfällige Körper es zulässt, wichtige Titel wie Meisterschaft und DFB-Pokal mit dem BVB gewinnen zu können, wird sich zeigen. Noch hat Marco Reus alle Möglichkeiten, mit der Leistung selbst über seine künftige Rolle in der Mannschaft zu bestimmen. Trotzdem gilt: Die Konkurrenz ist riesig, es kommen immer wieder neue, schnelle, belastbare Tempodribbler, wie er es ist, hinzu. Beim BVB Mario Götze, André Schürrle und Ousmane Dembélé, in der Nationalelf Leroy Sané und Julian Brandt. Das macht die Rückkehr bei jeder weiteren Verletzung nicht gerade einfacher.