Shanghai. . Thomas Tuchel muss den Spagat zwischen dem Umgang mit Top-Offensivkräften und Talent-Förderung schaffen. Gelingt es, ist er ein Großer. Ein Kommentar.
- Thomas Tuchel muss bei Borussia Dortmund einen Spagat schaffen
- Der Trainer hat in seinem Kader Top-Offensivkräfte und große Talente
- Ein Kommentar zur Personalpolitik bei Borussia Dortmund
Das Zeichen des BVB ist eindeutig. Der Verein will kein Ausbildungsverein sein. Kein Talentverein. Sondern ein Verein, der oben angreift. Deswegen haben die Dortmunder noch einmal tief in die Geldbörse griffen, etwa 55 Millionen Euro ausgegeben und zwei Weltmeister verpflichtet: Mario Götze und André Schürrle.
Nun tummeln sich in der Dortmunder Kabine Stars, gestandene Profis, ambitionierte Talente. Alle haben den Anspruch zu spielen. Alle wollen ihre Karriere vorantreiben. Es liegt an Trainer Thomas Tuchel, aus diesem Kader eine Mannschaft zu formen. Eine Mammutaufgabe.
Auch Götze muss beim BVB erstmal liefern
Wer den Trainer kennt, weiß, wie viel Wert er auf Teamgeist legt. Schon in der letzten Saison hat er seinen damaligen Kapitän Mats Hummels öffentlich ermahnt, weil sich dieser bei einem Gegentor nicht selbstkritisch genug zeigte. Für Tuchel zählt nur die Mannschaft. Alle Neuzugänge werden sich unterordnen müssen.
Das dies nicht reibungslos gelingen kann, liegt auf der Hand. Nimmt man Felix Passlack dazu, kämpfen elf Offensivspieler um einen Startplatz. Alle können nicht spielen. Es wird lange Gesichter geben. Auch Mario Götze wird nur von Beginn an auflaufen, wenn er sich wieder auf sein altes Niveau katapultiert. Dann wäre er allerdings eine echte Verstärkung.
Tuchel muss auch die BVB-Talente weiterentwickeln
Besonders schwierig wird es für Tuchel, seine vielen Talente weiterzuentwickeln. Natürlich können sie von den erfahrenen Profis profitieren. Wirklich weiter kommt aber jeder Jungprofi nur, wenn er regelmäßig auf dem Rasen steht. Die Schwarz-Gelben haben damit das gleiche Problem, wie alle Topklubs. Die Messlatte liegt oft zu hoch. Nur die Wunderkinder schaffen den direkten Sprung. Die anderen müssen den Umweg über kleine Vereine gehen – und kehren vielleicht zurück. Prominentestes Beispiel: Philipp Lahm.
Thomas Tuchel steht also vor seiner zweiten komplizierten Spielzeit. In der letzten Saison musste er der Elf nach sieben Jahren Jürgen Klopp neues Leben einhauchen. Das gelang mit Bravour. Gelingt auch der Umbruch, wird der 42-Jährige endgültig zu den gefragtesten Trainerpersönlichkeiten in Europa aufsteigen. Und der BVB wieder ein Bayern-Jäger.