Kirchberg. Eigentlich schien der Wechsel von Ömer Toprak zu Borussia Dortmund für diesen Sommer erledigt. Nun kommt neuer Schwung in die Angelegenheit.

Um 15.46 Uhr fuhr der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund bei strömendem Regen vor dem Hotel Elisabeth im österreichischen Kirchberg vor, wo der BVB bis Samstag ein Trainingslager abhält. Neben Thomas Tuchel entstiegen die BVB-Spieler. André Schürrle war nicht unter ihnen. Der 25-Jährige genießt nach der Europameisterschaft noch gut zwei Wochen Urlaub - und ist außerdem, was dieser Tage fast in Vergessenheit gerät, noch Angestellter des VfL Wolfsburg. Die Frage aber ist: wie lange noch?

Schürrle will nach Dortmund und hat dies den Wolfsburgern mitgeteilt. Dortmund will Schürrle und hat dies ebenfalls den Wolfsburgern mitgeteilt. Wolfsburg wiederum will vor allem ein gutes Geschäft machen, deswegen pokert Klaus Allofs, der Geschäftsführer Sport, noch ein wenig. Das erste Dortmudner Angebot von 25 Millionen Euro reichte ihm noch nicht - er hätte gerne die 32 Millionen wieder, die er einst an den FC Chelsea überwies. Nun wartet jede Seite darauf, dass sich die andere zuerst bewegt.

Bewegung gibt es auch im Fall Ömer Toprak. Alles schien darauf hinauszulaufen, dass der Innenverteidiger noch eine weitere Saison in Leverkusen blieb - einige Wortmeldungen aus dem Rheinland aber erwecken nun einen anderen Eindruck. Zunächst war es Toprak selbst: “Ich habe dem Verein meine Meinung mitgeteilt. Es gab ein Angebot aus Dortmund, das Leverkusen abgelehnt hat, und ich bin hier, mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte der türkische Profi dem Kölner Stadt-Anzeiger am Rande des Bayer-Trainings - und ergänzte auf Nachfrage: „Der Wechselwunsch ist da.“

Und Leverkusens Trainer Roger Schmidt ließ Verständnis für Topraks Abwanderungsgedanken durchklingen. „Es ist legitim, dass sich ein Spieler wie er nach Jahren bei einem Klub noch einmal verändern will”, sagte er. “Aber er ist ein Top-Verteidiger der Bundesliga, und den kann man nicht unter Wert ziehen lassen.“

Vertrag von Toprak noch bis 2018

Auch dieser Wechsel ist also nur noch eine Frage des Geldes. Das ist in Dortmund reichlich vorhanden, spätestens seit man Henrikh Mkhitaryan, Ilkay Gündogan und Mats Hummels für insgesamt an die 100 Millionen Euro verkaufte. Das allerdings weiß man auch in Leverkusen, wo man nun einen Teil des Kuchens abhaben möchte. Man weiß aber auch: Eine Klausel in Topraks bis 2018 laufendem Vertrag besagt, dass er 2017 für zwölf Millionen Euro wechseln darf - jetzt hätte Leverkusen noch die Chance, deutlich mehr einzunehmen. Und im Österreicher Aleksandar Dragovic ist bereits ein Nachfolger auserkoren.

Toprak ist ein Wunschspieler von Trainer Thomas Tuchel. Denn der Innenverteidiger kennt die Liga, kennt die Kultur, kennt die Sprache und auch die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Champions-League und DFB-Pokal. In ihm sieht der Trainer eine Lösung, die der Abwehr sofort Stabilität verleihen und auch in eine Führungsrolle hineinwachsen kann. Bei Marc Bartra, der vom FC Barcelona kommt, ist er bei aller Qualität skeptisch, dass dies sofort gelingt.

Zwar weiß auch Tuchel um Topraks Schwächen in der Spieleröffnung - er glaubt aber, dies kompensieren zu können, indem Spieler wie Mittelfeldmann Julian Weigl mehr Verantwortung übernehmen. Hummels’ Qualitäten in der Spieleröffnung lassen sich ohnehin nicht ersetzen, das weiß der Trainer. Seine defensiven Qualitäten allerdings schon. Denn so sehr Tuchel fasziniert war von allem, was Hummels mit dem Ball machte: Das Verteidigungsverhalten des Abwehrchefs war dem Trainer immer ein bisschen zu risikoreich.