Kirchberg. . Marco Reus muss wegen einer Entzündung im Adduktorenbereich noch einen Monat Pause machen. Die Rückkehr zum Bundesliga-Start ist unwahrscheinlich.

Am frühen Mittwochnachmittag griff Hans-Joachim Watzke zum Telefon und wählte die Nummer von Markus Braun. Dass der Geschäftsführer von Borussia Dortmund persönlich den Mannschaftsarzt anruft und sich nach einem Spieler erkundigt, ist nicht unbedingt die Regel – aber es ging ja auch nicht um irgendeinen Spieler. Watzke erkundigte sich nach Marco Reus, Nationalspieler, eines der Gesichter des Klubs und neben Marcel Schmelzer heißester Kandidat auf die Kapitänsbinde.

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Der war am Mittag eingehend untersucht worden, weil ihn derzeit eine Entzündung im Adduktorenbereich außer Gefecht setzt. Und BVB-Boss Watzke konnte nun im Speisesaal eines rustikalen österreichischen Hotels in Kirchberg, wo Borussia ein Kurztrainingslager abhält, die beruhigende Kunde verbreiten, dass es den Umständen entsprechend gut um den Patienten steht: „Marco ist voll in dem Plan, den wir schon vor Wochen aufgestellt haben.“

In dem Moment nämlich, als klar wurde, dass Reus verletzungsbedingt nach der WM 2014 auch die EM in Frankreich verpassen würde. Die Verletzung, erlitten im verlorenen DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München Ende Mai, ließ ihn laut Bundestrainer Joachim Löw bis dahin „nur geradeaus laufen“.

Wichtige Rolle in Umbruchsaison

Und daran hat sich bis heute, so ist aus dem Klub zu hören, nicht viel geändert. Dabei könnte der BVB gerade jetzt einen gesunden Marco Reus, der nicht mit im Salzburger Land ist, sondern in Dortmund behandelt wird, gut gebrauchen. Man steckt mitten in einem größeren Umbruch, tragende Säulen wie Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan und Mats Hummels gingen, es kamen überwiegend sehr talentierte, aber auch sehr junge Spieler. Reus, ein Gesicht dieses Klubs, ist geblieben. Der bisherige Vizekapitän könnte eine wichtige Rolle als Integrationsfigur spielen und als zentraler Baustein der BVB-Offensive ohnehin.

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Nun muss er erst einmal individuell an die Mannschaft herangeführt werden, vier Wochen sieht der Plan dafür vor. „Und ich gehe davon aus, dass er zwischen dem 10. und 15. August wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann“, sagt Watzke. Die erste DFB-Pokalrunde vom 19. bis 22. August und der Bundesligaauftakt eine Woche später kämen dann wohl zu früh – und ohnehin bleibt es ein Plan voller Unwägbarkeiten.

Denn ob wirklich alles vollständig ausgeheilt ist, lässt sich erst unter Belastung feststellen – also Mitte August. Sollten dann Schmerzen auftreten, müsste Reus zurück in die Reha und ein weiteres Mal über Wochen langsam herangeführt werden bis zur nächsten Belastungsprobe. Diesen entnervenden Kreislauf aus Reha, Aufbautraining und fehlgeschlagener Belastungsprobe kennt Borussia Dortmund aus dem vergangenen Jahr: Nuri Sahin fehlte ab Februar 2015 über ein Jahr wegen ähnlicher Beschwerden wie nun Reus.

Reus fehlte 2016 schon über 100 Tage

Beim BVB gehen sie derzeit davon aus, dass es bei Reus deutlich schneller geht – garantieren kann dies bei einer Entzündung allerdings niemand. Trainer Thomas Tuchel hat intern schon durchblicken lassen, dass er sich derzeit auf den anfälligen Körper seines Topspielers nicht verlassen will. Auch deshalb wurden im Sommer einige Flügelspieler geholt, auch deswegen bemüht man sich weiter um André Schürrle. Der fehlte, glaubt man dem Portal Transfermarkt.de, in den vergangenen fünf Jahren gerade einmal 60 Tage verletzt.

Sollte Reus tatsächlich Mitte August wieder ins Training einsteigen, wären es allein im Jahr 2016 schon über 100.