Évian-Les-Bains. Ein prominentes Trio verlässt den BVB: Dass Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan weg wollen, wusste Mats Hummels früh, wie er im Interview mit Zeitungen der FUNKE Mediengruppe verriet.

  • Mats Hummels erzählt im Interview, wie es zu seiner Entscheidung kam, den BVB zu verlassen
  • Wechsel-Absichten von Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan haben "auch mit reingespielt"
  • Abschied aus Dortmund mit "schöner, positiver Wehmut" behaftet

Ein prominentes Trio verlässt Borussia Dortmund: Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan spielen in der kommenden Saison nicht mehr für den BVB. Von den Absichten seiner Kollegen erfuhr Hummels schon früh, wie er im Interview den Zeitungen der FUNKE Mediengruppe verriet.

Beim Italien-Spiel werden Sie erstmals offiziell Bayern-Profi sein. Ihr Vertrag ist ab dem 1. Juli gültig. Kommt noch einmal Wehmut auf?

Mats Hummels: Für das Spiel ändert das nichts. Aber natürlich bringt die ganze Geschichte eine große Portion Wehmut mit sich – allerdings eine schöne, positive Wehmut, weil es durchweg eine schöne Zeit in Dortmund war.

Unsere Reporter Daniel Berg (r.) und Jörn Meyn (l.) im Gespräch mit Mats Hummels.
Unsere Reporter Daniel Berg (r.) und Jörn Meyn (l.) im Gespräch mit Mats Hummels.

Abgesehen vielleicht von Ihrem Abschied. Fühlen Sie sich von Teilen der Fans ungerecht behandelt?

Hummels: Ich könnte das beantworten, aber ich tue es lieber nicht.

Haben Sie nicht das Gefühl, nach acht sehr erfolgreichen Jahren mehr verdient zu haben als wüste Beschimpfungen?

Hummels: Es hat mich gewundert, weil ich nie der war, der gesagt hat, dass ich für immer bleibe. Ich habe gesagt, ich entscheide in jedem Sommer neu, worauf ich Lust habe. Im vergangenen Jahr hatte ich bereits bekannt gegeben, dass ich mir Gedanken über meine Zukunft mache. Es gab aber dann die Leute, die meine Aussagen von 2013 herangezogen haben. Doch selbst die sind – wenn man sie genau durchliest – noch immer sinnvoll und stimmig.

Welche waren das?

Hummels: Ich habe damals gesagt, dass es sportlich keinen Grund gibt, von Dortmund nach München zu gehen. Es wäre schön gewesen, wenn ich das auch für die letzten vier Jahre sagen könnte. Aber da stehen wir aus Dortmunder Sicht bei null zu acht, was die Titel angeht. Und ich habe damals auch gesagt, dass ich nicht so früh wechseln wollen würde. Aber auch dieser nicht ganz unwichtige Punkt ist jetzt vollkommen ignoriert worden. Drei Jahre sind seitdem vergangen. Deswegen waren diese Vorwürfe, die dann aufkamen – Heuchler, Verräter, Lügner – schon enttäuschend für mich. Das stimmt einfach nicht. Ich war dem Verein, den Verantwortlichen und den Mitspielern gegenüber immer sehr offengegenüber..

War es schwer, dem einen oder anderen im Verein Ihre Entscheidung mitzuteilen?

Hummels: Ja und nein. Im Prinzip wussten viele im Verein schon eine Weile, dass es sein kann, dass ich wechsle und auch wohin. Ich habe ja auch ein paar Jungs aus der Mannschaft um Rat gefragt, habe sie gebeten zu sagen, was sie machen würden, was sie tun würden, wenn sie in meiner Situation wären. Meine Entscheidung kam für sie nicht aus dem Nichts, aber als es dann unwiderruflich war, war es schwer, es den Jungs zu sagen.

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München ist Ihre Heimat. Das ist oft als Grund für den Wechsel vermutet worden. Haben Sie eigentlich mal selbst Ihre Gründe dargelegt?

Hummels: Es gab für beide Seiten so unglaublich viele Gründe, und ich möchte jetzt nicht mehr alle einzeln aufdröseln. Am Ende wusste ich relativ früh, dass Ilkay (Gündogan, d. Red.) geht und ich wusste auch von Mickis (Henrikh Mkhitaryan, d. Red.) Absichten. Das hat auch mit reingespielt.

Ein prominentes Trio verlässt den BVB. Ist das eine Zeitenwende?

Hummels: Das sieht schon nach einem kleinen Umbruch aus, aber weiterhin verfügt Dortmund über eine hochtalentierte Truppe. Es ist sicher eine vielversprechende Mannschaft aufgrund der Tatsache, dass so viele junge Spieler dabei sind.

Sie haben zu Beginn des Gesprächs gesagt, dass Ihnen die Niederlage im WM-Halbfinale 2006 gegen Italien weh getan hat. Nun sind Sie Profi und spielen wieder gegen Italien in einem K.o.-Spiel. Da könnte man doch Revanchegelüste haben.

Hummels: Revanchegelüste habe ich nicht. Im Profifußball verliert man manchmal, da würde man dann ja in jedes dritte, vierte Spiel mit Rachegedanken gehen. Aber ich sage Ihnen etwas: Ich würde dieses Spiel einfach sehr gern gewinnen.