Dortmund. . Mats Hummels’ Wechselwunsch zum FC Bayern lässt BVB-Anhänger zürnen. Borussia fürchtet beim Spiel gegen Wolfsburg die Reaktion der Enttäuschten.

Thomas Tuchel versucht es mit Albert Camus. „Sie müssen sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund. Sisyphos, von den Göttern dazu verurteilt, einen Felsblock einen Berg hinaufzuwälzen, der kurz vor dem Gipfel immer wieder ins Tal rollt – für den französischen Existenzialisten Camus eine Metapher auf den Menschen, der sein sinnloses Tun in einer sinnlosen Welt als Selbstverwirklichung begreift.

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Tatsächlich wähnt man sich beim BVB gerade wieder in der Nähe des Gipfels, hat mit dem neuen Trainer Tuchel eine Mannschaft zusammen, die an die Ligaspitze strebt – und nun kommt jemand daher und tritt den Felsen wieder ein ganzes Stück talwärts. In diesem Fall der FC Bayern München, zu dem Mats Hummels wechseln will, Kapitän, Aushängeschild und eine der wichtigsten sportlichen Stützen.

Kampfansage an die Spitze

„Wir müssen akzeptieren, dass es eine Kategorie von Klubs gibt, die noch über uns stehen“, sagt Tuchel. „Wir werden aber nicht aufhören, diese Klubs herauszufordern und versuchen, diesen Vorsprung auf dem Platz nicht erkennbar werden zu lassen.“ Der Trainer überlegt schon, wie er den Felsen schnellstmöglich wieder nach oben rollt. „Das Aufgehen in der Aufgabe ist das Glück“, sagt er. „Ich nehme solche Dinge nicht persönlich.“

Die BVB-Anhänger sehen das entschieden anders. Dass Hummels einst den Götze-Wechsel kritisch kommentierte, wird dem 27-Jährigen in den sozialen Netzwerken nun um die Ohren gehauen. Und noch schlimmer bekommt es Ehefrau Cathy ab. Aufgewachsen bei München, gilt die ehemalige „Miss FC Bayern“ als eine Ursache für den angestrebten Wechsel. „Yoko Ono des BVB“, bezeichnet sie einer auf Facebook in Anspielung auf die dominante John-Lennon-Witwe – noch eine der harmlosesten Beschimpfungen.

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In Dortmund sorgen sie sich nun, dass diese Stimmung ins Stadion überschwappt, dass dem Kapitän beim Spiel am Samstag gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky/live in unserem Ticker) ein unfreundlicher Empfang bevorsteht. So groß ist die Angst, dass am Freitag eigens ein Interview mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Klub-Homepage platziert wurde. Überschrift: „Mats war zu jeder Zeit ehrlich“. Der BVB-Boss appelliert an das Publikum: „Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Enttäuschung der BVB-Anhänger nicht in Feindseligkeiten gegenüber Mats ausdrücken würde.“

„Er ist nach wie vor unser Kapitän“

Überlegungen, Hummels einem möglichen Spießrutenlauf gar nicht erst auszusetzen, gibt es nicht: „Er ist nach wie vor unser Kapitän “, sagt Tuchel betont unaufgeregt. „Für Samstag und die nächsten Spiele ist Mats klarer Bestandteil der Mannschaft.“ Und immer wieder unterstreichen sie im Klub: Noch ist ein Wechsel nicht fix, noch hat Hummels einen Vertrag bis 2017, noch gibt es nicht einmal ein Angebot der Bayern.

Doch dieses wird in Kürze erwartet. Es müsse schon relativ üppig ausfallen, heißt es aus Dortmund, sonst könnte man ja einfach auf Vertragserfüllung pochen. Hinter den Kulissen aber planen sie bereits, wie sie auf einen Abgang ihres Abwehrchefs reagieren würden. Nachfolgekandidaten sind Ömer Toprak (26) aus Leverkusen und Niklas Süle (20) aus Hoffenheim. Beide aber stehen noch länger unter Vertrag als Hummels.