Dortmund. Während des 2:0-Siegs des BVB gegen Mainz verstarb ein Zuschauer im Stadion. Die bedrückte Stimmung danach nahmen auch die Spieler wahr – wussten aber lange nicht, was los ist.
Brüchig war die Stimme, die aus den Lautsprechern des Dortmunder Stadions ertönte. Nobby Dickel, der Mann, dessen Aufgabe es sonst ist, die Zuschauer einzupeitschen, der dezibelstark Tore, Auswechslungen und andere Dinge vermeldet, war hörbar mitgenommen. Der Stadionsprecher von Borussia Dortmund hatte die schwere Aufgabe, nach dem mit 2:0 gegen Mainz 05 gewonnenen Spiel über das zu informieren, was an diesem Sonntagnachmittag das Sportliche in den Hintergrund drängte: Zwei BVB-Fans auf der Südwesttribüne hatten noch in der ersten Halbzeit einen Herzinfarkt erlitten. Für den einen, 79 Jahre alt, kam jede Hilfe zu spät, ein 55-Jähriger konnte reanimiert werden und kam ins Krankenhaus – sein Zustand war am Abend stabil.
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Im Stadion hatte die Nachricht im Laufe der zweiten Halbzeit die Runde gemacht, auf der Südtribüne rollten die Ultras ihre Fahnen und Spruchbänder zusammen und stellten die Unterstützung der Mannschaft ein. Nach und nach schloss sich das gesamte Stadion an, auch die mitgereisten Fans aus Mainz schwiegen. Die Spieler dagegen erfuhren erst nach Schlusspfiff von den Geschehnissen.
BVB-Sportdirektor Zorc lobt die Anhänger beider Seiten
„Wir wussten nicht, was vorgefallen ist – woher auch?“, erklärte BVB-Kapitän Mats Hummels „Wir mussten ja nichtsdestotrotz unser Spiel spielen, unsere Arbeit machen.“ Natürlich merkten auch die Spieler auf dem Platz, wie beklemmend still es plötzlich war, wie jeder Ruf, jeder Ballkontakt zu hören war in einem Stadion, in dem sonst ein Lärm erzeugt wird, der durchaus einschüchtern kann. „Ich habe das erst erfahren, als ich ausgewechselt wurde“, sagte Nuri Sahin.
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Auf der Bank hatte man da nämlich schon mehr erfahren. „Ich habe sehr lange nicht gewusst, was los war, bis wir dann erste Gerüchte gehört haben“, erklärte Thomas Tuchel. Im Laufe der ersten Halbzeit aber lieferten Mitarbeiter der Medienabteilung dann weitere Informationen. „Wir haben nicht die genauen Umstände erfahren, nur dass es einen Todesfall gab. Wir wussten aber nichts Genaues“, erklärte BVB-Sportdirektor Michael Zorc, für den das Ergebnis wie wohl für alle Zuschauer in den Hintergrund rückte.
Wie alle Dortmunder lobte er ausdrücklich die Anhänger beider Seiten, die lange schwiegen und in der 88. Spielminute, als die Partie entschieden war, „You’ll never walk alone“ anstimmten – wie auch nach Schlusspfiff, als die Information endgültig alle Anwesenden im Stadion erreicht hatten. „Ich fand die Reaktion der Zuschauer, ausgehend von der Südtribüne, sehr, sehr angemessen und respektvoll“, so Zorc. „Ich muss sagen, was die Fans da zum Ausdruck gebracht haben und wie sie es zum Ausdruck gemacht haben, wie sie die Würde eines Menschen und den Respekt und die Trauer zelebriert haben, habe ich so noch nicht erlebt, das ist beispielhaft“, erklärte ein bewegter BVB-Präsident Reinhard Rauball. „Da kann ich nur den höchsten Respekt zum Ausdruck bringen, dass man so reagiert.“