Dortmund. Das Spiel von Borussia Dortmund gegen Hoffenheim ist auch das Wiedersehen von Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann. Beide kennen sich aus Augsburg.

Die Karriere als Fußballer hatte noch gar nicht begonnen, da war sie schon wieder vorbei: Ein Knorpelschaden im Knie zwang Julian Nagelsmann im Alter von 20 Jahren, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Das Ende der einen, der Beginn einer anderen Karriere: "Ich hatte einen laufenden Vertrag, den ich als Spieler aufgrund meiner Verletzung nicht erfüllen konnte", erinnert sich Nagelsmann, "also war die Frage, ob ich ihn auflöse oder in anderer Funktion erfülle."

Weil beim FC Augsburg II, Nagelsmanns damaligem Verein, Geld und Personal knapp waren, fand man eine neue Funktion: Nagelsmann wurde Scout, arbeitete dem damaligen Trainer des FC Augsburg II zu. "Er hatte Lust darauf, hatte das taktische Verständnis und wollte lernen", sagt dieser damalige Trainer, der nun vor dem Wiedersehen mit seinem ehemaligen Schützling steht: Denn Nagelsmann ist inzwischen, mit gerade einmal 28 Jahren, jüngster Trainer der Bundesliga-Geschichte und trifft am Sonntag (17.30 Uhr/live in unserem Ticker) auf Borussia Dortmund.

Tuchel ist nicht Nagelsmanns Mentor

Und dort arbeitet inzwischen Thomas Tuchel, jener Trainer, der Nagelsmann einst die ersten Schritte ins Trainergeschäft ermöglichte. "Es steht außer Frage, dass Julian Nagelsmann ein sehr talentierter Trainer ist", sagt Tuchel am Tag vor dem Wiedersehen. "Dass er sehr erfolgreich trainieren kann, hat er nachgewiesen mit den Erfolgen in Hoffenheims U19."

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Es ist aber keinesfalls so, dass am Sonntag ein Ziehsohn seinen Mentor wieder trifft, das hat Nagelsmann im Vorfeld deutlich gemacht. "Tuchel bat mich, Spiele und Gegner zu analysieren. Das habe ich dann gemacht. Ich habe für ihn, nicht mit ihm gearbeitet", sagte er dem Kicker.

Es soll auch mal gekracht haben

Spannungsfrei war das Verhältnis der beiden ohnehin nicht, im Rahmen der Gegneranalysen soll es auch mal ordentlich gekracht haben. "Er hatte seinen eigenen Kopf und seine eigene Meinung, er wollte immer dahinterblicken und Dinge verstehen!", sagt Tuchel heute so diplomatisch wie vielsagend. "Und er hatte den Mut, seine eigene Meinung zu vertreten." Dieser Mut sollte helfen, nun erstmals eine Seniorenmannschaft zu führen. Tuchel ist erfolgt, dass dies seinem einstigen Mitarbeiter gelingen kann - und dass schon einiges gelungen ist: "Man sieht das dieser Mannschaft an, sie hat neues Leben, neue Körpersprache."

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Und sie ist taktisch flexibler geworden. "Ich gehe davon aus, dass sie sich auch für uns ihre eigene Taktik zurechtlegen", sagt Tuchel. Ihm selbst bleibt wenig Zeit, seine Profis auf Hoffenheim einzustellen: Am Freitag erst kehrte man aus Porto zurück, konnte am Nachmittag lediglich eine Regenerationseinheit bestreiten. Und auch am Samstag will der BVB-Trainer seiner Mannschaft nicht mehr als einen "verschärften Spaziergang" zumuten. Als Vorbereitung auf den Gegner bleibt so vor allem das Videostudium - für Tuchel aber kein Problem: "Viele Dinge müssen nicht unbedingt trainiert werden, sondern man kann sie sehr gut zeigen, weil die Abläufe klar sind."