Dubai. Den Konkurrenzkampf mit Roman Weidenfeller hat Dortmunds neuer Torwart Roman Bürki gewonnen. In der Rückrunde will sich der Torwart steigern.
Gleich hinter dem Tor, in dem Teddy de Beer die Keeper von Borussia Dortmund im Trainingslager in Dubai schwitzen lässt, dürfen sich einige Fans die Einheiten des Fußball-Bundesligisten anschauen. Der Kultkeeper des BVB lässt keine Möglichkeit aus, die beiden Romans, mit Nachnamen Bürki und Weidenfeller, zu Höchstleistungen anzutreiben. Als dem Schweizer Bürki eine spektakuläre Flugparade gelingt, klatschen die schwarzgelben Anhänger begeistert. Der 25 Jahre alter Schweizer freut sich darüber, zumal er in der Hinrunde in den Stadien häufig genug die Zweifel der hinter ihm befindlichen Menschen mitbekommen hat. “Ich war nicht so konstant, wie ich es mir gewünscht hätte”, sagt Bürki und erklärt, wer ihm aber seit seinem Wechsel vom SC Freiburg nach Dortmund besonders viel Kraft gegeben hat.
Für Manuel Neuer entwickelt sich das Torwartspiel immer weiter. Derzeit ist der Keeper als mitspielender Libero gefragt. Gefällt Ihnen das?
Roman Bürki: Im Moment ist das Torwartspiel schon sehr offensiv geprägt, man schaltet sich oft mit ein, versucht hochzustehen, den Angriff einzuleiten - alles ist auf Offensive ausgerichtet. Ich denke aber, dass man es nicht übertreiben muss, die Waage halten muss. Das ist nicht immer ganz einfach.
Sie sind geholt worden, weil Ihr Fußballspiel besonders gut ausgeprägt ist. Liegt Ihnen das Spiel mit Risiko und Sicherheit?
Bürki: Es ist eine sehr große Herausforderung. Risiko ist entsprechend dosiert immer gut, man braucht Mut dazu. Manchmal trifft man aber in einer halben Sekunde die falsche Entscheidung, und dann stehst du dumm da, weil daraus ein Tor entsteht.
Wie hat sich das Spiel für Sie verändert seit Ihrem Wechsel aus Freiburg nach Dortmund?
Bürki: Das ganze Verhalten hat sich geändert, ich bekomme viel weniger Schüsse aufs Tor, meistens eher Flanken oder Rückpässe. Das ist für mich keine einfache Situation, wenn mal ein Schuss kommt und der dann auch noch rein geht.
Zweifelt man dann an sich selbst während des Spiels?
Bürki: Das habe ich noch nie. Es ist trotzdem kein schöner Augenblick, wenn du dich nicht auszeichnen kannst und trotzdem zwei Tore kassierst. So etwas kann ja schlimmstenfalls auch dazu führen, dass Mitspieler sich denken: Den kannst du nicht anspielen, der hilft der Mannschaft nicht weiter. Damit richtig umzugehen ist schwieriger, als wenn du pro Partie 20 Aktionen hast. Dann mögen immer noch zwei Bälle drin sein, du hast dich aber 18 Mal ausgezeichnet.
Das erleichtert die Arbeit bei Ihrem neuen Verein nicht.
Bürki: Sicher, das wusste ich aber auch. Ich bin trotzdem sehr froh, diesen Schritt gegangen zu sein, ich versuche mich anzupassen und mein Spiel weiter zu entwickeln.
Es gab nach einigen Spielen Kritik an Ihren Leistungen. War die Schärfe der Argumentation auch neu für Sie?
Bürki: Nein, wenn es Kritik gab, dann war sie auch meistens berechtigt. Der feine Unterschied ist: Kann ich etwas mit der Kritik anfangen oder ist es einfach nur Bloßstellen? Diejenigen, die das Spiel nicht gesehen haben, nehmen das wahr und auf, was die Journalisten geschrieben haben. Ich finde es nur schade, wenn das Geschriebene dann nicht der Realität entspricht.
Konkurrent Roman Weidenfeller gibt Bürki wertvolle Tipps
Nagen schlechte Beurteilungen an Ihnen?
Bürki: Ich habe nicht so souverän gespielt, wie ich es mir vorgestellt habe. Nahe geht so etwas eher meiner Familie, speziell meiner Oma.
Inwiefern?
Bürki: Sie macht sich immer große Sorgen um mich, meldet sich dann immer wieder bei mir, obwohl sie weiß, dass ich das nicht an mich heranlasse. Kritik, die mich beschäftigt, ist die vom Trainer. Oder kann ich fußballerisch etwas von Ihnen lernen (lacht, d.Red.)?
Vermutlich nicht, wenn Ihnen an einer langen Karriere in der Bundesliga gelegen ist. Wo wollen Sie sich, mit entsprechend fachlichem Rat dazu, denn verbessern?
Bürki: Ich bin erst einmal froh, dass ich den Zweikampf mit Roman Weidenfeller angenommen habe, denn es war anfangs überhaupt nicht klar, wer spielen würde. Daher bin ich stolz, mich bei einem Klub wie Dortmund durchgesetzt zu haben. Wir stehen auf dem zweiten Platz, das ist ein gutes Resultat. Mein Ziel ist es, immer über eine ganze Saison konstant zu spielen - das ist mir in der Vorrunde nicht gelungen. Ich muss mich weiter auf mich fokussieren bei der Anpassung an dieses völlig neue Spiel. Ich darf aber auch nicht zu viel wollen. Das ist fast das größte Problem. Ich darf jetzt keine Aktionen erzwingen, sondern nur das machen, das ich machen muss.
Sind Sie jemand, der sich einen großen Druck auferlegt?
Bürki: Klar, alles, was ich machen möchte, soll perfekt sein. Ich muss dann immer abwägen, meine Arbeit souverän und gut zu machen, ich darf mich nicht hineinsteigern, etwas perfekt zu machen.
Profitieren Sie von Romans Erfahrung, wenn Sie sich nach Partien austauschen?
Bürki: Es gab ja durchaus Aktionen, bei denen ich unsicher war. Dann gehe ich durchaus auf ihn zu frage ihn, wie er die Situation gesehen hat. Seine Meinung ist mir wichtig.
Bei 23 Gegentreffern in der Hinrunde kann nicht alles perfekt gelaufen sein. Schießen die Gegner zu leicht Tore gegen den BVB?
Bürki: Die Analysen haben ergeben, dass wir Gegentore oft durch eigene Fehler zugelassen haben. Es war nicht so, dass die anderen Mannschaften sie herausragend herausgespielt haben - das müssen wir in der Rückrunde abstellen.
Gibt es dann denn noch einen Zweikampf um die Meisterschaft oder ist Ihnen wichtiger, schnellstmöglich die Champions-League-Qualifikation abzusichern?
Bürki: Ich sehe es nicht als Zweikampf an, es sind viele Mannschaften dabei, die noch etwas bewirken können. Daher arbeiten wir hier hart, um möglichst jedes Spiel zu gewinnen und Platz zwei zu festigen. Aber wir sind auch noch in den anderen beiden Wettbewerben dabei. Dort wollen wir auch noch viel erreichen.