Dortmund. Der Wechsel von Kevin Großkreutz zu Galatasaray ist fraglich. Bestätigt sich eine Dokumenten-Panne, droht Großkreutz ein halbes Jahr Tribüne beim BVB.

Seit dem Fall Eric Maxim Choupo-Moting ist bekannt, dass Faxgeräte eine entscheidende Rolle bei den Transfers von Fußballern spielen können. Wegen eines technischen Defekts kam nämlich 2011 der bereits in trockenen Tüchern geglaubte Wechsel des Kameruners vom Hamburger SV zum 1. FC Köln nicht zustande. Doch auch das neue, internetgestützte System Fifa TMS zeigt offenbar Schwächen. Leidtragender ist Kevin Großkreutz, der auch lange nach dem Ablauf der Frist noch um seinen Wechsel von Borussia Dortmund zu Galatasaray Istanbul bangen muss.

Galatasaray beteuerte seine Unschuld - der BVB ebenfalls

Der BVB sowie Galatasaray wollten eigentlich Dienstag Vollzug vermelden bezüglich des einvernehmlichen Arbeitsortswechsels von Kevin Großkreutz. Doch nun ist alles in der Schwebe, und es hängt von der Gnade des Weltverbands Fifa ab, ob der 27-Jährige Teamkollege von Lukas Podolski beim Istanbuler Renommierklub wird.

Die Türken sollen die notwendigen Unterlagen, nachdem sie sich mit Großkreutz auf einen Dreijahresvertrag geeinigt hatten, nicht rechtzeitig bei ihrem Verband eingereicht und im elektronischen Transfersystem hochgeladen haben. Galatasaray beteuerte am Dienstag sogleich seine Unschuld. Dass der BVB seinen Pflichten nicht nachgekommen sei, wie es türkische Medien berichtet hatten, wies der Bundesliga-Spitzenreiter zurück: Borussia habe alle Schritte „nachweisbar sowohl zeit- als auch formgerecht“ erledigt, teilte der Verein mit. Können dies beide Klubs belegen, kann die Fifa den Wechsel nachträglich absegnen.

So oder so verzögert sich der Karriereneustart von Kevin Großkreutz. Im Idealfall für ihn nur um ein, zwei Tage, schlimmstenfalls bis zum nächsten Transferfenster Ende des Jahres. Dass der Mittelfeldspieler bis dahin unter Thomas Tuchel wieder fußballerisch auf die Beine kommt, ist unwahrscheinlich. Das im Stadtteil Eving geborene BVB-Urgestein spielt in der Planung des Coachs keine Rolle mehr.

Großkreutz ist beim BVB kein Kandidat für den 18er-Kader

2014 hatte Bundestrainer Joachim Löw ihm noch als einem von 23 Spielern zugetraut, in Brasilien Weltmeister zu werden. Großkreutz kam nicht zum Einsatz, ließ sich den Pokal aber auf der linken Schulter mit Tinte unter die Haut stechen. Nun findet er nicht mal mehr Platz im 18er-Kader für ein Bundesligaspiel des BVB, sondern hilft bei der Reservemannschaft in der Regionalliga aus.

Mit Fleiß fehlendes Talent im Vergleich zu Mitspielern wettzumachen, funktionierte unter Jürgen Klopp sehr gut, der Großkreutz einst als taktisches Genie bezeichnete: „Kevin schafft es Jahr für Jahr, sich auf unterschiedlichsten Positionen mit unterschiedlichsten Anforderungen weiterzuentwickeln.“ Dieser Prozess hat mit dem Trainerwechsel offenbar endgültig sein Ende erreicht.

Durch viele Verletzungen in der Seuchensaison 2014/15 fehlen dem Publikumsliebling nun Kraft und Form, um das erneut gestiegene sportliche Niveau in Dortmund kompensieren zu können. Sicher auch ein Grund, warum der BVB es nach sechs Jahren nicht als sein dringlichstes Anliegen betrachtete, den 2016 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Kommt der Wechsel in die Süper Lig nun nicht zustande, könnte es ein unbequemes halbes Jahr für Großkreutz werden.