Ingolstadt. Borussia Dortmund siegte 4:0 in Ingolstadt und legte damit einen Saisonstart nach Maß hin. Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren steht der BVB ganz oben.
Es wäre übertrieben gewesen, von einem geschichtsträchtigen Moment zu sprechen. Dass es aber ein besonderer war, als Borussia Dortmund am Sonntag beim FC Ingolstadt das dritte Tor erzielt und damit erstmals seit knapp zwei Jahren die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga eingenommen hatte, galt als unbestritten.
Während sich die schwarzgelbe Anhängerschaft schon vor dem 4:0 (0:0)-Endstand mit einem „Wer wird Deutscher Meister? Wer wird Deutscher Meister? BVB Borussia“ eingesungen hatte, blieb Marcel Schmelzer nach dem Schlusspfiff Herr seiner Emotionen. Man habe sich wohl keinen schöneren Saisonstart ausmalen können beim BVB, wurde der Linksverteidiger gefragt. Und als wäre er gerade einem Eisschrank entstiegen, antwortete Schmelzer kurz und kühl: „Ja.“
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Wenig später schob der 27-Jährige noch nach, dass es sich nach den beiden 4:0-Siegen um „einen schönen Nebeneffekt“ handele, nun von der Spitze grüßen zu dürfen. Die schwarzgelbe Zurückhaltung ist angesichts des frühen Zeitpunkts der Saison angebracht. Trainer Thomas Tuchel tat gut daran, nach dem Sieg beim lange Zeit überforderten Aufsteiger nicht zu ausgiebig an der Seite seiner Spieler das Jubelbad vor den Fans zu genießen. Der 41-Jährige klatschte auf dem Weg zur Tribüne alle Spieler ab, drehte sich dann aber herum, lachte zufrieden und hob mehrfach den Zeigefinger. „Ein sehr schönes Bild, so kann es bleiben“, sagte er dann wenig später.
BVB betrieb im ersten Durchgang Chancenwucher
Zumindest eine Halbzeit lang erschien es nämlich am Sonntag als fragwürdig, ob der Bayern-Jäger aus Dortmund erstmals seit dem siebten Spieltag der Saison 2013/2014 als Spitzenreiter in die neue Arbeitswoche gehen und aus dem Branchenprimus FC Bayern auf einmal ein Jäger werden würde. Der BVB betrieb im ersten Durchgang Chancenwucher, als Marco Reus und vor allem Pierre-Emerick Aubameyang mindestens ein halbes Dutzend Tormöglichkeiten liegen ließen.
„Wir hätten mehrfach in Führung gehen müssen“, bemängelte Tuchel später den schludrigen Umgang. Die bissigen Ingolstädter hätten hohe Anforderungen an sein Team gestellt. Umso mehr freute er sich, „dass wir es in der zweiten Halbzeit geschafft haben, uns von dem Ärger und der Unzufriedenheit frei zu machen und voll in der Aufgabe geblieben sind“.
Der Arbeitsauftrag sah zumindest für einen Schwarzgelben höchst Ungewöhnliches vor. Erstmals in seiner Karriere wurde Matthias Ginter von Beginn an als Rechtsverteidiger auf den Platz geschickt. Erik Durm noch nicht wieder fit, Lukasz Piszczek verletzt und Gonzalo Castro am vergangenen Donnerstag gegen Odds BK wenig überzeugend – Tuchel schenkte dem 21-Jährigen das Vertrauen und wurde nicht enttäuscht.
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Als hätte Ginter nie etwas anderes gemacht, war er in der 55. Minute weit aufgerückt und ließ nach dem Zuspiel von Henrikh Mkhitaryan im Sechzehner sowohl Gegenspieler Konstantin Engel als auch FCI-Keeper Örjan Nyland alt aussehen – das erlösende 1:0. Tuchel war begeistert: „Für Matthias bedeutet das, dass er auf dieser Position konkurrenzfähig ist und damit seine Möglichkeiten zu spielen erweitert.“
FCI-Trainer Hasenhüttl: "Der BVB ist im Rollen"
Dazu beigetragen haben dürfte auch noch Ginters Vorarbeit zum 4:0, als Aubameyang den Ball in der Nachspielzeit noch irgendwie über die Linie stolperte. „Der BVB ist im Rollen, hat es die letzten Spiele nie unter vier Tore gemacht“, konstatierte Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl, der von seinem Team lediglich eine Chance durch Moritz Hartmann (49.) gesehen hatte, „wir wollten auch was holen und nicht nur staunend zusehen“.
Etwas anderes blieb dem FCI jedoch an diesem Nachmittag gegen die Borussia nicht übrig. Nach einem Foul an Marcel Schmelzer verwandelte Marco Reus den fälligen Foulelfmeter (60.) zum 2:0, nach Shinji Kagawas Treffer (84.) zum 3:0 war die Dortmunder Machtübernahme an der Tabellenspitze Fakt. „Wir sind geduldig geblieben“, sprach Schmelzer sich und seinen Teamkollegen ein großes Kompliment aus. Und man hatte den Eindruck, als sei ihm dies wichtiger gewesen als der Sprung auf Platz eins.
BVB gewinnt 4:0
