Skien.. Borussia Dortmund will in der norwegischen Provinz bei Odds BK den Grundstein für das Weiterkommen in der Europa League legen. Der Fußball-Bundesligist tritt auf Kunstrasen an - ohne Marco Reus.
Thomas Tuchel betritt als Erster den Rasen, der gar kein normaler Rasen ist in diesem Stadion des Odds BK. Der Trainer von Borussia Dortmund schaut sich um. Er sieht die großflächige Werbung einer Pizzeria, schwarze und weiße Sitzschalen auf der Tribüne, eine Digitaluhr, die Rot auf Schwarz vor sich hin tickt.
Dort also findet es am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD und bei uns im Ticker) statt, das erste von zwei entscheidenden Spielen um den Einzug in die Europa League, die zweite europäische Liga des Fußballs, für die sich der BVB erst noch qualifizieren muss. Es ist eine andere Welt als die, die die schwarz-gelben Kicker aus der jüngeren Vergangenheit kennen. Ein kleines, reizvolles Abenteuer.
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Es ist nicht Madrid, London, Manchester, sondern die Telemark, so heißt die Region, die hinter den tausend Kreisverkehren und tausend Seen im Süden des Landes liegt. Zur Vorbereitung auf die Partie schauten sich die Norweger das Spiel der Borussia gegen Gladbach an - und hielten ab dem 3:0 einen umfassenden Luftverkehrsstreik für die wahrscheinlichste Möglichkeit, gegen diesen Gegner weiterzukommen.
Harter Kunstrasen schadet Marco Reus' Bändern
Der Streik blieb wenig überraschend aus, der BVB landete am Mittwoch auf dem kleinen Regionalflughafen in Skien. Dort sind allerdings nur kleine Turboprop-Maschinen zugelassen. Daher musste die Mannschaft und der Betreuerstab auf zwei kleine Flugzeuge mit jeweils 30 Sitzplätzen aufgeteilt werden. „Die Landung war etwas wacklig, dafür war die Aussicht vorher umso schöner“, berichtet Dortmunds Linksverteidiger Marcel Schmelzer von der ungewohnten Flugerfahrung. Marco Reus hat sie indes nicht gemacht. Er flog gar nicht erst mit. Das liegt an einer weiteren Besonderheit, die auf die schwarz-gelben Millionen-Stars wartet: Kunstrasen.
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Als Thomas Tuchel noch nicht auf dem Platz steht, spricht er im Erdgeschoss des Stadions - in einem Raum, der sonst für Schulunterricht genutzt wird und in dem gerade noch jemand die letzten Klubembleme mit Klebeband anbringt - über das nahende Spiel. Und über Marco Reus. „Wir verzichten freiwillig auf Marco. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme aus der Erfahrung heraus“, sagt der Trainer und spielt auf die vielen Bänderverletzungen an, die den Nationalspieler immer wieder lahmlegten und für die der härtere Untergrund Gift wäre. Die Kunsthalme schalten Marco Reus aus. Oder Markus Reus, wie der Dolmetscher sagt.
BVB erzielt vier Siege ohne Gegentreffer
„Kunstrasen verändert das Spiel schon“, sagt Tuchel, „es ist schneller, aber es muss präziser sein. Selbst kleine Fehler verzeiht ein Naturrasen deutlich besser.“ Aber je mehr er sich darüber reden hört, desto mehr will er dem Eindruck entgegenwirken, dass das alles auch ein Problem werden könnte. Schließlich ist der Gegner international mit unbekannt noch freundlich beschrieben.
„Wir schauen nicht herunter auf Odd und überlegen wie groß der Abstand ist. Das wäre verschwendete Zeit. Aber wir wollen natürlich, dass man den Unterschied am Donnerstag erkennen kann“, meint Tuchel, dessen Mannschaft in den bisherigen vier Pflichtspielen der Saison einen beeindruckenden Start hinlegte und keinen einzigen Gegentreffer kassierte. Tuchel wird in diesem Spiel den einen oder anderen Spieler aufbieten, der zuletzt vielleicht nicht auf die Spielanteile kam, die er sich vielleicht wünschen würde.
Schlusswort des Trainers: „Natürlich ist der Kunstrasen ein kleiner Vorteil für den Verein, der es gewohnt ist, darauf zu spielen. Aber wir schauen auf uns. Es ist uns letztlich egal, ob es Kunstrasen oder Naturrasen ist, nasser Rasen, trockener Rasen, leeres Stadion, volles Stadion, gar kein Stadion.“ Aber so weit ist es selbst beim Odds BK nicht.