Dortmund. Schöner hätte sich Thomas Tuchel seinen Bundesligaeinstand als BVB-Trainer nicht ausmalen können: Dortmund deckt alle Schwächen der Favre-Elf auf.
Thomas Tuchel hatte ja keine Ahnung, als er vor dem Bundesligaauftakt von Borussia Dortmund am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach zu der Einschätzung kam: “Dortmund als Heimstadion, mehr als man sich zu wünschen traut.” Schon zur Pause hatte der 41-Jährige allerdings einen umfassenden Eindruck bekommen, welche Emotionen von der Südtribüne ausgehen können. Einen erfolgreicheren Bundesligaeinstand hätten die Schwarzgelben ihrem neuen Trainer wahrlich nicht bereiten können. Der BVB famos wie in besten Meisterjahren, die Fohlen dagegen schwach wie lange nicht mehr - bei der Fananalyse des Dortmunder 4:0 (3:0)-Siegs fiel ein Wort immer wieder: Wahnsinn. Allerdings.
Dabei hat Tuchel die Gladbacher Mannschaft von Trainer Lucien Favre vor der Partie nicht umsonst als äußerst unangenehm und kompliziert bezeichnet. Davon war an diesem Samstagabend vor 81.359 Zuschauern jedoch nichts zu sehen. Die Hausherren zauberten ihren Anhängern mit sehr ideenreichem Offensivspiel bei eigenem Ballbesitz ein Leuchten in die Augen. Schon nach den Toren von Marco Reus (15.), Pierre-Emerick Aubameyang (21.) und Henrikh Mkhitaryan (33.) war den Gladbachern die Lust am Spiel vergangen. Nach dem Seitenwechsel erhöhte Mkhitaryan (50.) noch einmal. Der BVB gleich am ersten Spieltag wieder als Bayern-Jäger - wer hätte das gedacht...
Weigl und Gündogan führten glänzend Regie
Einzige Überraschung in der Aufstellung war aus Dortmunder Sicht Shinji Kagawa, für den zum Beispiel Elf-Millionen-Neuzugang Gonzalo Castro auf der Bank bleiben musste. Die Nominierung des Japaners sollte sich lohnen: Den nicht ersten überragenden Eröffnungspass von Innenverteidiger Mats Hummels leitete Kagawa sofort zu Reus weiter, der aus 14 Metern unhaltbar für Gladbachs Keeper Yann Sommer abzog - 1:0 (15.).
Bei einer vergleichbaren Situation zwölf Minuten später ging Reus’ Schuss wie ein Strich nur knapp übers Tor. Diese Spielfreude hatte jedoch jeden Dortmunder erfasst: Der besonders in der Defensive zweikampfstarke Julian Weigl und Ilkay Gündogan führten glänzend Regie, leiteten gegen schwach verteidigende Fohlen etliche Chancen ein.
“Ich fühle mich ein wenig erinnert an uns vor sieben Jahren”, hatte Mats Hummels in Anspielung an den BVB-Kinderriegel 2008 mit Neven Subotic und die blutjunge Gladbacher Innenverteidigung (Andreas Christensen, 19, und Marvin Schulz, 20) gesagt. Der vom FC Chelsea gekommene Däne Christensen ließ in der 21. Minute dann Aubameyang entwischen, der eine Flanke von Marcel Schmelzer per Kopf zum 2:0 ins lange Eck verlängerte. Mkhitaryan erhöhte anschließend auf 3:0. Favre hätte sich nicht beschweren können, wenn seine Mannschaft zur Pause noch höher in Rückstand gelegen hätte. Zum Glück aus Gladbacher Sicht kratzte Raffael noch einen Kopfball von Hummels nach einer Ecke von der Linie.
Gladbacher Einwechslungen brachten keinen neuen Schwung
Die Gäste, bei denen Neuzugang Lars Stindl an der Seite von Granit Xhaka im zentralen Mittelfeld enttäuschte, waren gerade wieder aus der Kabine auf den Platz gekommen, als sich der Alptraum für sie fortsetzte: Nach einem Kagawa-Pass in die rechte Gasse konnte sich der völlig allein gelassene Marco Reus den Torschützen zum 4:0 (50.) in der Mitte aussuchen: Statt Aubameyang wählte der Nationalspieler Mkhitaryan. Die völlig desillusionierten versuchten zwar, etwas mehr Struktur in ihr Spiel zu bringen. Wirklich gefährlich wurde es für Roman Bürki im BVB-Tor aber nie. Auch die Einwechslungen von Patrick Herrmann und Thorgan Hazard brachten keinen neuen Schwung.
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Stattdessen weiter Traumkombinationen vom BVB: Kagawa krönte beinahe nach herrlichem Doppelpass mit Aubameyang (66.) seine starke Leistung. Der eingewechselte Adrian Ramos ((1.) oder Gündogan (87.) hatten gar den fünften Treffer auf dem Fuß. Dass keine weiteren Tore mehr fielen, tat diesem aus schwarzgelber Sicht zauberhaften Abend keinen Abbruch.
Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 4:0 (3:0)
Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Weigl, Gündogan - Reus (78. Kampl), Kagawa (85. Bender), Mkhitaryan - Aubameyang (78. Ramos)
Mönchengladbach: Sommer - Jantschke, Schulz, Christensen, Wendt - Stindl, Xhaka (79. Dahoud) - Traore (65. Herrmann), Johnson, Raffael - Drmic (66. Hazard)
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Zuschauer: 81.359 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Reus (15.), 2:0 Aubameyang (21.), 3:0 Mkhitaryan (33.), 4:0 Mkhitaryan (50.)