Chemnitz. . Der BVB gewann im DFB-Pokal beim Drittligisten Chemnitzer FC mit 2:0. Die spannende Torwartfrage hat Trainer Tuchel noch immer nicht beantwortet.

Zu Heimspielen empfangen die Fußballer des Chemnitzer FC ihre Gegner gerade auf einer Baustelle. Stahlträger liegen vor einem Betongerippe, das sich aus der Erde erhebt. Der Drittligist baut für 25 Millionen Euro sein Stadion bei laufendem Spielbetrieb um, manche Tribünenteile wurden abgerissen und komplett neu gebaut, andere modernisiert.

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Ein bisschen ist diese bauliche Situation mit dem Entwicklungsstand von Borussia Dortmund vergleichbar. Die Spieler müssen bei Thomas Tuchel zwar keine Aktionen fürchten, die dem Einsatz einer Abrissbirne entsprechen. Aber es entsteht unter dem neuen Trainer eben ein überholtes Gebilde, ebenfalls gespeist aus Um- und Neubauten. Dieser Prozess benötigt Zeit, mit dem 2:0 (1:0)-Erstrundensieg im DFB-Pokal in Chemnitz hat Borussia nun eine Phase abgeschlossen, nach der erste Fortschritte wie bei einem Stadionbau klar ersichtlich sein sollten.

Marco Reus vergibt zwei BVB-Riesenchancen

Und das sind sie. In allen drei Pflichtspielen vor dem Bundesligastart am nächsten Samstag gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach gab es trotz vereinzelter kleinerer Schwächephasen Zu-Null-Erfolge. „Es hilft, Siege anein­ander zu reihen und Minuten zu überstehen, wenn es eng wird”, war Tuchel mit dem ersten Saisonteil zufrieden, „denn wir wollen den Geist erhalten, dass unser eigener Anspruch der höchste an uns ist.”

Dem 41-Jährigen geht es nicht nur darum, Kontrahenten wenige Chancen zu ermöglichen, sondern auch darum, selbst so aufzutreten, dass drei Punkte oder wie am Sonntag in Sachsen das Weiterkommen im Pokal sehr wahrscheinlich sind. Tuchel: „Wir schärfen immer noch die Sinne für die Klarheit des letzten Kontaktes, für die Überzeugung, die Dinge zu Ende zu bringen und Bälle über die Linie zu drücken. Denn wir sind in der Lage, in allen Spielen hochkarätige Chancen herauszuspielen.”

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Das war gegen den wie erwartet mauernden Drittligisten in der ersten Halbzeit hundertprozentig so gegeben. Henrikh Mkhitaryan setzte seinen Lauf fort und bediente in der 26. Minute Pierre-Emerick Aubameyang zum 1:0. „Wir müssen aber deutlich höher führen – das ist etwas, was uns häufiger passiert”, erkannte Abwehrchef Mats Hummels. Er spielte damit auf die beiden Riesenchancen an, die Marco Reus vor der Pause vergab.

Denn mit fortlaufender Spielzeit wurde der Gastgeber frecher, mutiger. „Wir haben länger gebraucht, um gefährliche Situationen zu erkennen”, monierte Tuchel. Bevor sich Aubameyang für die 1:0-Vorlage bei Mkhitaryan revanchierte und dem Armenier das entscheidende 2:0 (82.) auflegte, zwang CFC-Kapitän Anton Fink den BVB-Keeper Roman Bürki bei einem Distanzschuss zu einer ganz starken Parade. „Gut, wenn du einen sehr guten Torhüter drin hast”, atmete Tuchel tief durch.

Damit sprach Dortmunds Trainer die Personalentscheidung an, die ihm vor dem Bundesligastart am meisten Kopfschmerzen bereitet. Wird Weidenfeller oder Bürki die Nummer eins zwischen den Pfosten? „Wir haben zwei hervorragende Torhüter”, kündigte Tuchel des Rätsels Auflösung für die nächsten Tage an, auch einen Wechsel zwischen den Wettbewerben hält er für „absolut vorstellbar”. Es ist halt wie mit dem Chemnitzer Stadion: Der neue BVB bekommt sein endgültiges Gesicht auch nicht von heute auf morgen.