Dortmund. . Nicht wenige beäugten den Dortmunder Stürmer bei seiner Ankunft kritisch. Mittlerweile trägt Pierre-Emerick Aubameyang die Hoffnungen - auch vor dem Spiel gegen Wolfsberg.

Vorsorglich hat sich Thomas Tuchel dieser Tage einfach mal auf den Rasen gestellt. Auf den Rasen im Stadion von Borussia Dortmund, wo heute Abend der erste wichtige Auftritt des neuen BVB mit dem neuen Trainer zu besichtigen sein wird. Um 20.30 Uhr (ARD und in unserem LIVE-TICKER) spielen die schwarz-gelben Fußballer gegen den bemerkenswert unbekannten Wolfsberger AC aus Österreich um den Einzug in die finale Qualifikationsrunde für die Europa League.

Tuchel stand da und blickte die Betonwände hinauf. Dort werden am Donnerstag mehr als 60 000 Menschen (!) erwartet. „Ich habe direkt Lust bekommen, dass es losgeht“, sagt Tuchel über den Moment auf dem Rasen, „die Begeisterung in der Stadt ist enorm. Wir wollen das Publikum begeistern.“

Gut für ihn und den Beginn seiner Zeitrechnung in Dortmund, dass er mit Pierre-Emerick Aubameyang einen Mann im Kader hat, der das kann: begeistern. Und Erfolge möglich machen. Den 1:0-Sieg im Hinspiel vor einer Woche leitete er mit einem klugen Steilpass ein. Um das Element der Vorlage hat Borussias derzeit einziger treffsicherer Torjäger sein Repertoire schon in der vergangenen Saison erweitert und somit jene zum Schweigen gebracht, die 2013, als er kam, skeptisch unkten, was das denn für ein Vogel sei: die teuren Autos, die schrillen Klamotten, die Frisur. Längst aber hat der Profi widerlegt, ein Spinner zu sein. Aubameyang ist sogar zu einem der Publikumslieblinge geworden.

Der Franzose ist zu einer eigenen Marke geworden

Die Stadt ist voll von Aubameyangs. Genaue Zahlen gibt der Verein nicht heraus, aber hinter dem gebürtigen Dortmunder Marco Reus und Weltmeister Mats Hummels, deren Geschichte mit dem BVB deutlich mehr als nur zwei Jahre zählt, rangiert auf der Beliebtheitsskala der Fans der Aufdruck Aubameyang. Der Franzose ist zu einer eigenen Marke geworden, die sich aus Spaß und Leistung speist.

Zusammen mit Reus hievte er den BVB in der missratenen vergangenen Saison aus dem Abstiegssumpf Richtung Europa. Zusammen mit Reus produzierte er eines der wohl am meisten veröffentlichten Sportbilder des Jahres 2015 – verkleidet als Batman und Robin nach dem Tor gegen Schalke.

Vor ein paar Tagen verlängerte der 26-Jährige seinen Vertrag bis 2020. „Er genießt seine Rolle, einer der wenigen Spieler zu sein, die in der vergangenen Saison Top-Leistung abgeliefert haben“, stellt Sportdirektor Michael Zorc fest. Zorc ist seit 1981 im Verein, treu, bodennah. Strassrucksäcke und Körperschmuck sind nicht direkt seine Sache. Aber er schwärmt: „Auba ist ein toller Typ, ein bisschen flippig, was das Äußere und seine Attitüde angeht. Er fährt ja auch nicht die kleinsten Autos, aber das ist alles in Ordnung. Warum? Weil er auf dem Platz kein Egoist ist. Dortmund kann den einen oder anderen Farbtupfer wirklich gut vertragen.“

Zorc sagt nicht Borussia Dortmund, er sagt nicht BVB, sondern Dortmund, die Stadt. Dort haben es die Menschen mitunter schwer. Stahl, Kohle und Bier machten sie groß, längst aber ist Arbeitslosigkeit ein Problem. Aubameyang kann die Sorgen nicht auflösen, aber lindern, weil der BVB in Dortmund alles ist. Und Aubameyang mittlerweile ein großer Teil davon.