Dortmund. . Gegen Bremen wird Jürgen Klopp sein letztes Spiel in dem Stadion bestreiten, in dem er mit dem BVB so viele magische Momente produziert hat.

Ein letztes Mal wird Jürgen Klopp den engen Gang zum Rasen gehen, den Schriftzug ­„Borussia Dortmund“ auf der Wand hinter sich lassen, die Treppe zum Rasen erklimmen und hinaustreten auf die Bühne, die sieben Jahre lang seine war. Letztes Heimspiel für den Trainer des Fußball-Bundesligisten, letzter Auftritt an dem Ort, der in den vergangenen Jahren so viel Magie bereit hielt.

Doch tränenreich Abschied feiern mag er nicht. Zumindest nicht vor dem Spiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker), in dem es um den Einzug in die Europa League geht. „Es gibt am Samstag kein Klopp-Event“, befiehlt er. Doch egal, ob Sieg oder Niederlage: Die Menschen werden Klopp danken für sieben Jahre, die wie ein wilder Ritt waren. „Fast alle positiven Erinnerungen, dich ich ein ­Leben lang mit dem BVB verbinden werde, haben in diesem Stadion stattgefunden“, sagt Klopp.

Welche das waren? Wir haben ein Ranking der sieben emotionalsten Heimspiele aufgestellt.

3. September 2008 - BVB - FC Schalke 04 3:3 

Das Spiel: Es ist erst Klopps zweites Heimspiel, sein erstes Derby - und die schwarz-gelbe Welt droht nach 60 Minuten bereits zusammenzustürzen. Der Rivale führt 3:0. Doch dieses erste Derby hat noch heute einen großen Wert für Klopp, steht es doch für alles, was danach kam: für Willen, für unbedingten Glauben, für Spektakel und Adrenalinschübe, wie sie kaum gesund sein können. Subotic und Frei führen mit zwei Toren ein 3:3 herbei.

Das sagt Klopp: „Ich habe schon Spiele gewonnen, bei denen ich mich nicht so gut gefühlt habe.“

Erleichterungsfaktor: * * * * *

30. März 2012 - BVB - VfB Stuttgart 4:4 

Das Spiel: Dortmund führt sicher mit 2:0, als in den verrückten letzten 20 Minuten sechs Tore fallen: Ibisevic und Schieber (2) bringen den VfB mit 3:2 in Führung geht, Dortmund schlägt durch Hummels und Perisic zurück, doch Gentner gelingt in der Nachspielzeit die finale Pointe.

Das sagt Klopp: „Ein solches Spiel habe ich noch nicht erlebt. Es geht doch gerade um die TV-Rechte: Jetzt wissen alle, warum sie dafür so wahnsinnig viel Geld blechen.“

Turbulenzfaktor: * * * * *

11. April 2012 - BVB - Bayern München 1:0 

Das Spiel: Der BVB und Bayern ­haben noch Chancen im Kampf um die Meisterschaft, als es zum ­direkten Duell kommt - und zwei Szenen in Erinnerung bleiben. Die erste: Wie Lewandowski einen Schuss von Großkreutz mit der Hacke ins Münchner Tor lenkt. Die zweite: Wie fünf Minuten vor dem Ende Robben die Möglichkeit auf den Ausgleich vergibt. Elfmeter verschossen, Titel verspielt. Das Stadion: ein Tollhaus.

Das sagt Klopp: „Das war außergewöhnlich. Es war ein verdienter Sieg, was aber keine Rolle spielt, ich hätte genauso gerne unverdient gewonnen.“

Titelfaktor: * * * * *

8. April 2014 - BVB - Real Madrid 2:0 

Das Spiel: 0:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League - und im Rückspiel stehen Kirch, Jojic und Friedrich auf dem Platz. Doch sie spielen das weiße Ballett an die Wand. Nach zwei Toren von Reus ist die Sensationsgier geweckt, ehe Mkhitaryan vor dem leeren Tor nur den Pfosten trifft. Die Fans feiern die Verlierer auf fast schon rührende Weise. Das Paradestück des schönen Scheiterns.

Das sagt Klopp: „Von einer Million Möglichkeiten, auszuscheiden, war das die Beste.“

Herzschmerzfaktor: * * * * *

30. April 2011 - BVB - Nürnberg 2:0 

Das Spiel: Dieser Samstag ist der Tag, an dem der BVB deutscher Meister werden kann. Barrios und Lewandowski erledigen den Dortmunder Teil früh, dann entsteht ein Raunen auf der Tribüne. „Die Nachricht schwelt für Sekunden, greift dann lodernd um sich, springt von Sitz zu Sitz. Flächenbrand der Emotionen um 16.55 Uhr: Köln führt gegen Konkurrent Leverkusen. Der Tag der Tage ist gekommen“, formulierte diese Zeitung damals. Der BVB ist Meister.

Das sagt Klopp: „Wenn man die Schale einmal hatte, dann gehört ein Teil von ihr immer dir.“

Gänsehautfaktor: * * * * *

24. April 2013 - BVB - Real Madrid 4:1 

Das Spiel: Schon nach dem Hinspiel des Champions-League-Halbfinals steht Schwarz-Gelb quasi als Finalist fest. Vier Tore von Lewandowski. Einen Abend wie diesen erlebt ein Verein wie der BVB vielleicht zweimal in 100 Jahren. Er steht in den Geschichtsbüchern gleich neben dem legendären 5:0 gegen Benfica Lissabon 1963, als die besten Fußballer der Welt ebenfalls schwer geschlagen Dortmund verließen.

Das sagt Klopp: „Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen vor Glück.“

Geschichtsfaktor: * * * * *

9. April 2013 - BVB - FC Malaga 3:2 

Das Spiel: Jeder, der an diesem Abend im Stadion war, wird dies niemals vergessen. Champions League, Viertelfinale, Hinspiel 0:0. im Rückspiel trifft Malaga nach 82 Minuten zur 2:1-Führung. Der BVB braucht nun zwei Tore - und schießt zwei Tore! In der Nachspielzeit, innerhalb von 69 Sekunden. Reus und Santana sind die, die aus dem Dortmunder Stadion einen vor Emotionen nur so blubbernden Kessel Gelbes machen.

Das sagt Klopp: „Die größten Spiele in der Geschichte des Fußballs bleiben in Erinnerung, weil sie so eng waren, weil am Ende eine Wendung kommt, mit der niemand mehr rechnet. Deshalb werde ich dieses Spiel nie vergessen. Dafür bin ich meiner Mannschaft dankbar.“

Spektakelfaktor: * * * * *