Dortmund. . Ein Sieg gegen Bremen soll dem BVB schon vor dem Pokalfinale die Europa League sichern – und Klopp einen würdigen Abschied aus dem eigenen Stadion.

Wenn die Stadt angesichts des nahenden Abschieds beflaggt werden müsste, wäre auf den Straßen wohl mehr Schwarz als Gelb zu sehen. Die Bewohner Dortmunds Jürgen Klopp für dessen sieben Jahre bei der Borussia sehr dankbar. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass der 47-Jährige, wenn er denn in gut einer Woche nicht mehr Trainer des BVB ist und nicht sofort wegen einer neuen Dienststelle umziehen muss, seine Frühstücksbrötchen beim Bäcker mit einem dankbaren Blick geschenkt bekommt. „Das müsste ich mal ausprobieren“, sagt Klopp und lacht, „neulich war ich aber noch beim Lebensmittelladen meines Vertrauens und musste zahlen – das fand ich auch ganz okay.“

Ex-BVB-Kapitän Kehl bekommt Blumen - Klopp nicht

Das Saisonfinale in der Fußball-Bundesligasaison hält für Schwarzgelb noch genügend sportliche Brisanz bereit. Gegen den Verfolger Werder Bremen können die Borussen am Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) mit einem Unentschieden Platz sieben zementieren und in die Europa League einziehen. „Alles, ganz einfach alles“ bedeute dies Klopp, dem noch zu wenige in dieser fußballverrückten Stadt fühlen, „wie geil 28 Punkte in der Rückrunde eigentlich sind“.

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Bei einem Sieg und einem Gladbacher Erfolg über Augsburg sparen sich Torwart Roman Weidenfeller und Co. als Sechster gar die dritte Qualirunde – bei einer Niederlage können sie sich aber auch selbst dem Druck aussetzen, am nächsten Wochenende nur als DFB-Pokalsieger noch das internationale Geschäft erreichen zu können. „Werder kann sich genau wie wir einen Traum erfüllen, an den man bei uns im Frühjahr nicht zu denken gewagt hätte“, freut sich Klopp auf dieses Endspiel.

Man muss jedoch nicht in die Glaskugel schauen, um die für die Fans noch weitere Bedeutung des Saisonausklangs zu erkennen. In München feiern sie die Meisterschaft, aber der Abschied von Sebastian Kehl und Jürgen Klopp dürfte in Dortmund emotionaler werden. „Es wird eine spezielle Atmosphäre“, glaubt der Trainer, „Kehli hat eine unendlich wichtige Rolle in den letzten 13 Jahren in diesem Verein gespielt.“ Die Vereinsführung wird den langjährigen Kapitän am Samstag vor dem Anpfiff verabschieden – Klopp selbst wollte das für sich nicht: „Es gibt kein Klopp-Event“, betont er, „ich verabschiede mich erst kurz bevor ich weg bin.“ Das ist am nächsten Wochenende der Fall, in Klopps Vorstellung mit einer Feierlasterfahrt um den Borsigplatz herum.

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Dennoch wird der Mann, den Sportdirektor Michael Zorc einst als Menschenfänger bezeichnet und der den Verein zuletzt so geprägt hat wie sonst nur Ottmar Hitzfeld, am Samstag vor der Südtribüne stehen. Schon jetzt weiß Klopp, dass ihn ein komisches Gefühl beschleichen wird, „einen langen Zeitraum nicht mehr als Verantwortlicher in dieses Stadion zu kommen“.

Noch eine BVB-Vollgasveranstaltung

Klopp wird den schwarzgelben Anhängern ein letztes Mal vom Rasen aus zuwinken. Vor der Gelben Wand und damit an dem Ort, den er am meisten in den Jahren seines hiesigen Wirkens geliebt hat. Bei den Fans hat er immer wieder mit den richtigen Ansagen und Gesten das Feuer geweckt hat, die Mannschaft so weit zu tragen, wie sie vielleicht selbst zum Laufen nicht imstande war. Für die letzten 90 Minuten im Signal-Iduna-Park dürfe man aber nicht zu nostalgisch werden, sondern sich mehr im Hier und Jetzt bewegen. Klopp wünscht sich deswegen gegen Bremen noch „ein absolutes BVB-Heimspiel“ mit 80 000 auf den Rängen, mit all der Leidenschaft, Zielstrebigkeit und Intensität – eben eine letzte Vollgasveranstaltung à la Klopp.