Dortmund. Gespannt hatten viele auf die Reaktion des BVB-Publikums gewartet, nachdem Trainer Klopp seinen Abschied verkündet hatte. Die kam spät, aber gewaltig.

Jürgen Klopp war erkennbar um Normalität bemüht. "Mich oder mein Trainerteam in irgendeiner Form hochleben zu lassen, wäre absolut fehl am Platz", hatte der scheidende Trainer von Borussia Dortmund schon vor dem Spiel gegen den SC Paderborn gesagt. "Ich bin nicht auf Abschiedstour."

Mit aller Macht wollte der Coach vermeiden, dass seine Mannschaft zu sehr abgelenkt wurden vor und während des Spiels gegen Paderborn, das schlussendlich 3:0 gewonnen wurde. Und es war wohl auch ein gehöriges Maß Selbstschutz dabei, Klopp wollte ungern die Selbstkontrolle verlieren angesichts all der Emotionen, die schon vor dem Spiel im Dortmunder Stadion auf ihn hätten einprasseln können.

Doch wieder einmal hörte beim BVB alles auf das Kommando des Übungsleiters. Die Stimmung auf den Rängen, sie war wie immer - es wurde auch nicht lauter als sonst, als der Name des Trainers genannt wurde, der im Sommer nach dann sieben Jahren seinen Hut nehmen wird.

Auch Klopps Assistenten Buvac und Kravietz hören beim BVB auf

Erst in der 87. Minute, als längst entschieden war, kamen sie, erst zaghaft und dann immer lauter: Jürgen-Klopp-Sprechchöre, mit Schlusspfiff standen alle Dortmunder Zuschauer und riefen den Namen des Trainers. Das Stadion brodelte wie zu besten Zeiten - doch der so Gefeierte hielt sich lieber im Hintergrund, als sich die Mannschaft auf den Weg in Richtung Südtribüne machte. Er reckte drei Finger in die Höhe, winkte in alle Richtungen und verschwand dann in der Kabine. "Ich wollte nur anzeigen, wir haben noch drei Heimspiele, nach dem Motto: Macht euch locker", sagte Klopp später. "Wir können jetzt nicht jede Woche den Trainer verabschieden."

Ansonsten lobte der Trainer das erneut feine Gespür des Dortmunder Publikums. "Die Leute haben heute - und das nicht zum ersten Mal - außergewöhnlich reagiert", sagte er. "Sich nach so einer Woche auf das wirklich Wichtige einzulassen, nämlich Fußball - das fand ich ganz stark." Doch natürlich freute er sich über die Sprechchöre - wobei ihm wichtig war, zu betonen, dass er den Verein nicht alleine verlässt: Auch seine Co-Trainer Zeljko Buvac und Peter Kravietz hören am Saisonende auf. "Wenn irgend jemand ein Lied erfindet, in das alle drei Namen reinpassen, höre ich noch lieber zu", sagte der Trainer, der seine Emotionen fast durchweg unter Kontrolle hatte. "Ich kann mich als Mensch da nicht jede Woche aufs Neue so brutal drauf einlassen", erklärte er. "Es wird einmal richtig emotional werden und bis dahin muss ich einen Schutzpanzer tragen."

BVB-Linksverteidiger Marcel Schmelzer hatte Gänsehaut

Das Problem hatten seine Spieler nicht: "Ich hatte Gänsehaut", sagte Marcel Schmelzer über jene Szenen ab der 87. Minute. "Ich finde es sehr gut, dass die Fans das so gemacht haben und wohl auch in den nächsten Wochen noch so machen werden", ergänzte Kapitän Mats Hummels. "Denn so eine Beziehung Trainer-Verein ist etwas Besondereres, nicht nur die sportliche, auch die emotionale." In den kommenden Wochen dürfte dies noch einige Male zu spüren sein.