Dortmund. Der Abschied des Trainers Jürgen Klopp von Borussia Dortmund war folgerichtig - zumindest für den Trainer, karrieretechnisch. Ein Kommentar.

Diese Saison, die Borussia Dortmund spielt, hat reichlich Anlass zu Spekulationen geboten. Sehr spät im Vergleich zu dem, was im Fußballgeschäft üblich ist, wurde auch die Frage aufgeworfen, ob es mit dem Trainer weiter gehen könne. Es wurde in Medien gemutmaßt, dass es einen Bruch zwischen Mannschaft und Jürgen Klopp gebe. Es wurde gemutmaßt, dass es zu Spannungen zwischen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportchef Michael Zorc auf der einen und Klopp auf der anderen Seite gekommen sei. Außer Mutmaßungen gab es aber: nichts.

Wer also hat warum die Trennung vom Trainer beschlossen? Haben sich Watzke und Zorc zusammengesetzt und auf einem weißen Blatt Papier links Gründe für und rechts Gründe gegen eine weitere Zusammenarbeit aufgelistet? Stand links lediglich: alte Verdienste? Stand rechts: Die Ergebnisse stimmen nicht, es gibt Klagen aus dem Ensemble, den tollen Thomas Tuchel kriegen wir als Nachfolger nur jetzt?

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Wäre der Entscheidungsprozess so gelaufen, es wäre der Normalfall. Jürgen Klopp hat allerdings am Mittwoch entspannt erklärt, er sei zu der Erkenntnis gelangt: „Hier muss eine Veränderung her.“ Er hat darüber hinaus kund getan, er sei mit dem Gedanken vorgetreten, für die Zukunft nicht mehr die perfekte Bankbesetzung zu sein. Addiert man die Betroffenheitsgestik und -mimik von Watzke hinzu, kommt man zu dem Ergebnis: Es war zentral Klopp, der den Klopp-Abschied eingeleitet hat.

Es wird schwierig, wieder an die Geldtöpfe zu kommen

Kann das sein? Wurde dem Meistertrainer nicht allein aus tiefer Dankbarkeit die Chance gewährt, sein Gesicht zu wahren? Nun, in der kommenden Saison wird Schwarzgelb nicht in der Champions League spielen. In der aktuellen Saison haben sich darüber hinaus Wolfsburg, Gladbach, Leverkusen zu echten Konkurrenten im Ringen um die Königsklassenplätze entwickelt. Es wird also schwierig werden, wieder an die Geldtöpfe zu gelangen, aus denen ein Klub wie der BVB schöpfen können muss, um von einer rosigen Zukunft träumen zu dürfen.

Apropos: rosige Zukunft. Klopp wird eine haben, bei Scheichklub Manchester City, bei dem der Kollege Manuel Pellegrini zur Disposition steht, oder anderswo, irgendwo, wo man als Trainer teuer einkaufen kann und selbst exzellent versorgt wird. Der BVB dagegen wird wohl das Experiment mit dem fast meritenfreien Thomas Tuchel wagen. Alles in allem darf so behauptet werden: Es ist nicht Klopp, der in den vergangenen Monaten wieder kleiner geworden ist, es ist sein baldiger Ex-Klub. Da passt es, dass der Trainer als Teil seiner Überlegungen offen legte, dass möglichen Entwicklungen der Dortmunder sein „großer Kopf“ im Wege sein könnte.