Dortmund. Beim 1:3 in Gladbach zeigte der BVB, warum er den Erwartungen meilenweit hinterherläuft. Nun gehört alles auf den Prüfstand - auch Trainer Klopp.

Mats Hummels hatte sich schon auf dem Platz nicht als hundertprozentig trittsicher erwiesen: Bereits in der ersten Minute war der Kapitän von Borussia Dortmund ausgerutscht, hatte so dem frühen Gegentor den Weg bereitet und das 1:3 bei Borussia Mönchengladbach mit eingeleitet. Nach der Partie gab sich der BVB-Abwehrchef bemerkenswert nonchalant: Es sei "das erste richtig schlechte Spiel" im Kalenderjahr 2015 gewesen. Zudem habe man den Gegner über weite Strecken im Griff gehabt und dieser habe eben - wie so viele Mannschaften gegen den BVB - seine erste Chance gleich genutzt.

So spricht eigentlich jemand, dessen Mannschaft im Plan liegt und sich einen einmaligen Ausrutscher geleistet hat. Wenn aber die Mannschaft ihren Zielen meilenweit hinterherläuft, wenn man als Champions-League-Aspirant die Abstiegsgefahr noch immer nicht gebannt hat, wenn man auch in diesem Kalenderjahr schon mehrere indiskutable Auftritte hingelegt hat - Augsburg und Juventus mögen als Erinnerung dienen -, dann lassen solche Aussagen eher Realitätsverlust vermuten.

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Denn wer nach 28 Spieltagen nur auf Platz zehn steht, kann sich nicht mehr auf Pech oder dunkle Mächte berufen. Der steht zurecht da, wo er steht. Und dass ein Gegner in der Chancenverwertung effizienter ist, kann natürlich immer wieder einmal vorkommen. Wenn es derart gehäuft auftritt, ist es aber auch eine Frage der Qualität - hinzu kommt, dass sich die Mannschaft in dieser Rückrunde nur noch selten viele Chancen erspielt.

Mit kleinen Reparaturarbeiten wird es nicht getan sein

Aussagen wie jene von Hummels sind dabei eher Teil des Problems als der Lösung - denn sie verdecken, wie groß die Schwierigkeiten der Dortmunder sind. Wieder einmal wurde am Samstag deutlich, dass es mit kleinen Reparaturarbeiten nach der Saison nicht getan sein wird. Diese Mannschaft braucht einen starken neuen Impuls - also einiges an frischem Blut. Auch spielerisch braucht die Mannschaft eine neue Herangehensweise, ein funktionierendes Ballbesitzspiel gegen die vielen tiefstehenden Gegner und eine deutlich größere taktische Flexibilität.

Und da landet man automatisch auch beim Trainer und der Frage, ob es auch an dieser so entscheidenden Stelle einen neuen Impuls braucht. Denn auch Jürgen Klopp hat in dieser Saison mit einigen Aussagen irritiert - speziell, als er nach desaströser Hinrunde verkündete, keine großen Fehler der sportlichen Leitung erkennen zu können.

Trainerfrage darf auch beim BVB nicht tabu sein

Ein Verein, der einen derartigen Absturz hingelegt hat, muss alles und jeden hinterfragen - auch einen in der Vergangenheit derart erfolgreichen Mann wie Klopp. Wenn man am Ende zu dem Ergebnis kommt, dass Klopp nach wie vor der richtige Mann ist - vollkommen in Ordnung. Aber die Frage, die sie in Dortmund bislang für tabu erklären, muss zumindest gestellt werden.

Dass Sportdirektor Michael Zorc nach dem 1:3 gegen Gladbach sehr deutliche Worte fand, lässt hoffen: dass die Zeit des Selbstbetrugs beim BVB endgültig vorbei ist und die Saison auch intern knallhart aufgearbeitet wird.