Hannover. Pierre-Emerick Aubameyang (2) und Shinji Kagawa treffen für eine Borussia, die in Niedersachsen phasenweise viel Glück hatte. Für 96 trifft Stindl zweimal.
Abstiegskampf ade und Europa im Blick: Borussia Dortmund eröffnen sich in der Fußball-Bundesliga nach dem 3:1 (1:1)-Sieg bei Hannover 96 wieder prächtige Perspektiven in Richtung europäisches Geschäft. Allerdings war es ausgerechnet der Ex-Dortmunder Leonardo Bittencourt, der den schwächelnden Schwarz-Gelben entscheidende Hilfestellung für den Sieg leistete.
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp brachte nach dem 0:3 unter der Woche gegen Juventus Turin in der Champions League neue Kräfte für die Bundesliga. Jakub Blaszczykowski, Shinji Kagawa Sebastian Kehl und Oliver Kirch kamen für Henrikh Mkhitaryan, Kevin Kampl, Sven Bender und den verletzten Marcel Schmelzer in die Mannschaft. Kirch verteidigte auf der rechten Seite und war mit der durchaus anspurchsvollen Aufgabe betraut, den Wirkungskreis des aus Dortmund gekommenen Leonardo Bittencourt einzuengen. Auf der anderen Seite bot Klopp mit Sokratis einen dritten Innenverteidiger auf. Doch defensive Stabilität bot diese Formation nicht durchgehend.
BVB mit gutem Start
Dabei startete die Borussia in diese wichtige Partie durchaus vielversprechend. Schon nach 50 Sekunden bot sich die erste Gelegenheit: Blaszczykowski zog aus 16 Metern direkt ab, doch Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler parierte den Schuss ohne größere Mühen. Dennoch wirkte 96, das im Abstiegskampf dringend einen Sieg benötigt, in seinen Angriffsbemühungen etwas strukturierter als der BVB. Die erste Chance der Gastgeber resultierte allerdings aus einem schwarz-gelben Missverständnis: Bei einer weiten Flanke wurden sich Torwart Roman Weidenfeller und Neven Subotic nicht recht einig, wer nun den Ball zu klären hätte. Doch die etwas verunglückte Faustabwehr konnte Jimmy Briand bei seinem Schuss von der Strafraumgrenze nicht nutzen.
Vollkommen überraschend ging der BVB dann nach 20 Minuten in Führung, weil es einmal schnell ging im Mittelfeld, weil der Angriff über die rechte Seite überraschend daherkam, weil Marco Reus seinen Kumpel Pierre-Emerick Aubameyang mit einem Steilpass einsetzte und der Franko-Gabuner allein vor Zieler die Nerven behielt. Überlegt mit der Seite hinein ins vorübergehende BVB-Glück (19. Minute). Denn Hannover blieb die bessere, weil zielstrebigere Mannschaft – und kam sehr verdient zum Ausgleich. Nach einem Ballverlust von Blaszczykowski auf der rechten Seite enteilte Bittencourt der Dortmunder Deckung, schob den Ball überlegt zurück auf den Elfmeterpunkt, wo Lars Stindl kaum mehr Mühe hatte. 1:1 nach 31 Minuten. Und fast wäre es noch schlimmer gekommen für den BVB: Bei einem Hannoveraner Konter präsentierte sich die schwarz-gelbe Abwehr vollkommen entblößt, Bittencourt aber verzog frei vor Weidenfeller (34.).
Hummels klärt auf der Linie
Die Mannschaft von Trainer Tayfun Korkut behielt ihren Elan auch nach der Pause. Einen Kopfball von Joselu musste Mats Hummels auf der Linie für den geschlagenen Weidenfeller klären, ehe sich die entscheidende Szene ereignete: Nach einem Foul im Mittelfeld an Sebastian Kehl sah Leonardo Bittencourt die Gelb-Rote Karte. Dortmund nutzte die Überzahl eiskalt aus. Blaszczykowski auf Reus, Reus auf Kagawa – die Stationen des am und im Strafraum sehenswert herauskombinierten Treffers zum 2:1. Vier Minuten später die Entscheidung: Gündogan sah Kagawa, der schlenzte den Ball von der linken Seite mit dem Außenrist auf den Kopf von Aubameyang, der aus fünf Metern per Flugkopfball traf. Seinen zwölften Saisontreffer feierte der Stürmer mit einem gekonnten Salto.
Hannover sah schon aus wie der sichere Verlierer, der Borussia boten sich aussichtsreiche Situationen vor dem gegnerischen Tor. Die beste Gelegenheit ließ Marco Reus ungenutzt, als er nach einem Pass von Blaszczykowski freistehend nur den Pfosten traf (80.). Doch so ganz mochte sich der Gastgeber nicht ergeben und sorgte sogar noch einmal für ein wenig Spannung: Einen nur unzulänglich geklärten Ball jagte Lars Stindl aus 18 Metern in den Winkel (82.). Zum möglichen Ausgleich fehlten Joselu in der 88. Minute nur Zentimeter. Doch Dortmunds Vorsprung hielt - und der tabellarische Rückstand nach oben schwindet.