Köln. Trotz der Sanktionen gegen die „Boyz“ will Köln weiter das Gespräch mit den Ultras suchen. Das ist gut, aber der Dialog stößt irgendwann an Grenzen.
In einer Gesellschaft, die immer wieder die Solidargemeinschaft beschwört, wirkt der Appell zu einer „Entsolidarisierung“ zunächst irritierend. Ihr Sinn erschließt sich jedoch schnell durch ihren Zusammenhang mit den zuletzt wieder vermehrt in den Fokus geratenen Problemfans im deutschen Fußball.
Weil für Jörg Schmadtke nach den Ausschreitungen in Mönchengladbach „das Maß voll“ ist, sieht der Manager des 1. FC Köln die große Mehrheit der friedfertigen Fußballfreunde gefordert. Insbesondere jene Ultra-Gruppierungen, die nicht zuletzt wegen ihrer tatsächlich ja oft beeindruckenden Choreographien im Stadion für sich reklamieren, die wahren Fans zu sein. Schmadtkes Kalkulation: Wer diesen Anspruch erhebt, soll sich gefälligst von polizeibekannten Gruppen wie den „Boyz Köln“ scharf abgrenzen.
Jede Solidarität ist eine zu viel
Beim harten Kern der Ultras kommt diese Botschaft aber nicht überall an. Zwar blieben beim Kölner Heimspiel gegen Hannover die Proteste gegen die vom Verein verfügten Stadionverbote in Verbindung mit der Aberkennung des offiziellen Fanklub-Status der „Boyz“ überschaubar. Aber jede Solidaraktion für gewaltbereite Stadionbesucher ist bereits eine zu viel.
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Beim BVB-Spiel in Stuttgart demonstrierte die Dortmunder Ultragruppe „Desperados“, die Verbindungen in die rechte Szene unterhält, ihre Verbundenheit zu den Kölner „Boyz“, die schon oft durch Nazi-Propaganda aufgefallen sind, auf besonders perfide Weise. Mit dem auf einer Fahne zu lesenden Spruch „Je suis Boyz Köln“ wurden auch noch die Opfer der Pariser Anschläge auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo verhöhnt.
Auch, weil er weiß, dass Vereine mit Kollektivstrafen und Veröffentlichungen von Fotos der Randalierer im Netz (Stichwort: Online-Pranger) „auf rechtlich dünnem Eis stehen“, will Jörg Schmadtke den Dialog mit den Ultras aufrechterhalten. Das ist grundsätzlich richtig. Aber auch jeder Dialog stößt irgendwann an Grenzen. Im Fußball dort, wo der Versuch der Ausgrenzung gewaltbereiter Anhänger nicht zielführend ist.
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