Dortmund. Erstmals gewinnt der BVB zweimal in Folge, erstmals gelingt ein Sieg nach Rückstand - beim 4:2 über Mainz machte auch die spielerische Leistung Hoffnung.

Natürlich war es Marco Reus, der dem Spiel die richtige Wendung gab. Reus, der wohl begabteste Fußballer in Diensten von Borussia Dortmund, der am Dienstag seinen Vertrag beim BVB bis 2019 verlängert hatte. Und weil der Fußball eben manchmal diese kitschigen Geschichten schreibt, war es nun ebenjener Reus, der an der Außenlinie den Ball bekam und ihn mit dem Außenrist über 30 Meter genau in den Lauf von Pierre-Emerick Aubameyang beförderte - Sekunden später stand es 3:2.

Es war das spielerische Glanzlicht in einer Partie, die der BVB hochverdient mit 4:2 gegen Mainz 05 gewann. "Der BVB ist wieder da", sangen die Fans; Trainer und Spieler genossen einen seltenen Moment der Glückseligkeit. "Ein schöner und wichtiger Moment", sagte Nuri Sahin, der im defensiven Mittelfeld tatkräftig abgeräumt hatte. "Das zeigt uns, dass die Richtung stimmt. Schön, dass wir uns nicht haben irritieren lassen durch das frühe 0:1 - das ist wieder ein Schritt nach vorne."

Abstiegskampf geht auch mit gepflegtem Fußball

Tatsächlich war es den Dortmundern erstmals in dieser Saison gelungen, ein Spiel nach Rückstand noch zu gewinnen. Nach dem 3:0 über Freiburg vor Wochenfrist war es der zweite Sieg in Folge, zuletzt war dies am dritten Spieltag gelungen. Daten, aus denen sich durchaus ein Aufwärtstrend ablesen ließ - untermalt wurde dies von den 90 Minuten auf dem Platz: Der BVB überzeugte nicht nur durch physische Wucht und aggressives Pressing, er setzte auch wieder spielerische Glanzlichter. Reus' Traumpass war nur ein Beispiel von vielen.

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Es schien, als habe die Mannschaft verinnerlicht, dass Abstiegskampf nicht nur aus Grätschen und Laufen bestehen muss, sondern durchaus auch gepflegten Fußball zulässt. "Wir mussten verstehen, dass wir über die einfachen Dinge wieder zu unserem Spiel finden", erklärte Ilkay Gündogan. "Dass wir jetzt in zwei Spielen sieben Tore gemacht haben, ist ja nicht so schlecht. Von daher bin ich absolut froh heute über die Art und Weise, wie wir gespielt haben, zu allererst aber über die drei Punkte."

Kagawa mahnt: "Müssen auf dem Boden bleiben"

An keinem Spieler ließ sich der Aufwärtstrend besser ablesen als an Nuri Sahin. Zehn Tage zuvor, nach dem 0:1 gegen den FC Augsburg, hatte er noch wie ein Häufchen Elend vor den Journalisten gestanden. "Das war wirklich brutal", sagte er. "Du hattest auf dem Platz das Gefühl, jemand hat den Stecker komplett herausgezogen." Nun trat ein lächelnder, selbstbewusster junger Mann aus der BVB-Kabine. "Wir haben das heute wirklich gut gemacht, nach dem Rückstand einfach weiter Fußball gespielt", erklärte er. "Auch gegen Augsburg war nicht alles katastrophal, wir waren nur ratlos, was nach dem Gegentor passiert ist. Wir haben das analysiert und heute haben wir es auf dem Platz gesehen. Heute stehe ich hier und bin nicht ratlos - das ist cool." War die Mannschaft nach dem 0:1 gegen Augsburg noch komplett eingebrochen, reagierte sie dieses Mal mit wütenden Angriffen - nur kurz nach dem frühen Rückschlag traf Reus den Pfosten.

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Nach Punkten hat der BVB nun mit Mainz gleichgezogen, hat die Abstiegsränge zumindest vorläufig verlassen. Doch entkommen ist man dem Tabellenkeller noch lange nicht. "Wir müssen auf dem Boden bleiben", mahnte denn auch der formverbesserte Shinji Kagawa. "Wir haben zwei Siege hintereinander, das ist schonmal gut. Aber wir müssen jetzt dranbleiben." Und Torschütze Aubameyang ergänzte: "Wir müssen auf dem Boden bleiben und weiter machen, uns weiter verbessern, um die Spiele zu gewinnen."

Eingesprungener Sokratis leistet sich einige Aussetzer

Denn auch der Auftritt gegen Mainz ließ Luft nach oben: Offensiv stimmte vieles, defensiv aber leisteten sich die Dortmunder abermals einige schlimme Aussetzer: Vor dem 0:1 verlor erst Neven Subotic einen Zweikampf gegen Shinji Okazaki, dann faustete Roman Weidenfeller den Ball zwar bis an die Außenlinie - aber genau in die Füße von Elkin Soto, der die Einladung dankend annahm.

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Vor dem 2:2 rückte Sokratis aus der Viererkette heraus, ohne klären zu können, und Marcel Schmelzer ließ sich mit einer simplen Körpertäuschung verladen. Gerade der Grieche Sokratis, der kurzfristig für den grippekranken Hummels in die Mannschaft gerutscht war, leistete sich einige Aussetzer und hatte Glück, dass die erschreckend harmlosen Mainzer daraus kein Kapital schlugen.

Gegen stärkere Gegner wird man sich derlei Aussetzer nicht erlauben dürfen, auch gegen Mainz hatte der Treffer zum 2:2 nur zwei Minuten nach der BVB-Führung das Potenzial zum Stimmungskiller. Aber dann kam ja Reus mit seinem Traumpass.