Essen. Dortmunds Mittelfeld-Star wird nun noch mehr Geld verdienen – doch dadurch, dass er bleibt, verzichtet er auch auf viel. Ein Kommentar.
Wer mit dem Fußballgeschäft zu tun hat, kann häufig zynische Reaktionen einfach nicht vermeiden. Es fließt eben wie in einem Film mit Kettensägen und reichlich Massaker das künstliche Herzblut in Unmengen. Es wird eben selbst der offensichtlichste Ich-will-Ruhm-und-Kohle-Wechsel so lange mit fußballromantisierendem Geplauder gezuckert, bis sich ein Gefühl ekelhafter Süße einstellt. Der Fall Marco Reus aber schafft es, für Verblüffung zu sorgen, weil der Dortmunder durch den neuen Vertragsschluss tatsächlich auf viel verzichtet.
Natürlich nicht auf viel Geld. Auch der BVB stopft schließlich Multimillionen in seine Lohntüte. Doch für Spieler zählt üblicherweise das Gesamtpaket, der Mix aus sportlicher Perspektive (Ruhm) und höherem Gehaltsniveau (Kohle). Und gerade Reus hat wegen der verpassten WM bei Ersterem entscheidenden Nachholbedarf. Er ist 25 Jahre alt. Er gilt als einer der besten Fußballer der Welt. Und er wird sich in der kommenden Saison nicht in der Champions League präsentieren können, nicht da, wo sich die Ronaldos und Messis austoben. Schlimmer: Er kann nicht einmal ausschließen, demnächst gegen Heidenheim oder Sandhausen antreten zu müssen.
Deshalb: Respekt vor dem BVB, dass er als Verein eine so starke Bindungskraft entwickelt hat. Vor allem aber: Hut ab vor Marco Reus.