Kritik an BVB-Trainer Klopp darf nicht länger tabu sein
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Essen. Jürgen Klopps Anteil an der BVB-Krise wird vom Verein weiter gar nicht und von den Medien allenfalls halbherzig hinterfragt. Ein Kommentar.
So sieht die Fußball-Welt für jemanden aus, der endgültig im Abstiegskampf angekommen ist: „Wir sind nur zwei Punkte von einem Platz entfernt, den ich als Paradies bezeichnen würde“, sagte der Trainer des Tabellenletzten. Dass es sich dabei um Jürgen Klopp und nicht um, sagen wir: Christian Streich handeln würde, hätte vor ein paar Monaten niemand für möglich gehalten.
Während Streichs Freiburgern mit dem 4:1 über Eintracht Frankfurt zum Rückrundenstart der ersehnte Befreiungsschlag gelang, muss Borussia Dortmund auf eine solche Initialzündung weiter warten. Klar, ein Unentschieden in Leverkusen ist – zumal für einen Abstiegskandidaten – prinzipiell kein schlechtes Ergebnis, Klopps demonstrative Genugtuung folglich der Lage angemessen und wohl auch als Aufbauhilfe für die Spieler gedacht.
Wer jedoch angesichts der höchsten Fehlpassquote (54 Prozent) in der Liga seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1999 „total zufrieden“ damit ist, dass seine Mannschaft ein Spiel „offen gestaltet“ hat, lässt auch erkennen: Seine Ansprüche an den hochkarätigen Kader sind dramatisch gesunken. Nebenbei: auch die der Borussen-Fans, die in ihrer großen Mehrheit Klopps Rolle nach wie vor nicht hinterfragen und die rasante Abwärtsentwicklung wie ein unvermeidliches Naturereignis hinzunehmen scheinen.
Immerhin, dass unlängst aus dem BVB-Umfeld kolportiert wurde, der Trainer habe sich vor Saisonbeginn einer von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc favorisierten Verpflichtung des früheren Bayern-Torjägers Mario Mandzukic erfolgreich widersetzt, könnte ein Hinweis auf erste Zweifel an Klopp sein. Die Tabuisierung des Trainers als Krisengrund hat gerade erst in der renommierten „Zeit“ der Publizist und Philosoph Wolfram Eilenberger als „schweren Managementfehler“ kritisiert.
Philosoph Eilenberger sieht BVB auf dem Weg zu einer Art Sekte
Der 42-Jährige, der eine DFB-Trainerlizenz besitzt, sieht den BVB vor dem Hintergrund der Nibelungentreue zu Klopp auf dem Weg zu einer Art Sekte, „und zwar mit allen klassischen Attributen: Artikulationsverbot, totale Gemeinschaftssuggestion, unbedingter Erlöserglaube“. So überspitzt dies formuliert sein mag – die Richtung stimmt. Wäre doch längst eine schonungslose Analyse ohne Rücksicht auf handelnde Personen geboten.
Vergessen hat Eilenberger bei seiner Aufzählung lediglich die Rolle der Medien. Eingeschüchtert durch Vereinsführung und Trainer, die jeden Hauch von Kritik am Meistermacher als Majestätsbeleidigung abzuschmettern pflegen, verweigern sie sich bis heute beinahe kollektiv dem Gedanken, Jürgen Klopp könnte irgendwie an dieser so oder so verkorksten BVB-Spielzeit beteiligt sein.
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