London. . In England wollte Shinji Kagawa den Traum eines jeden Fußball-Japaners leben, doch das Kapitel Manchester United war nach zwei Jahren bereits beendet. Gegen Arsenal will er im Dress des BVB zeigen, dass es ein Fehler war, ihn abzugeben. Doch auch Dortmund wartet noch auf Shinjis alten Glanz.

Es ist nicht so, als wäre Marco Reus nicht doch mit auf die Reise gegangen. Auf eine ungewöhnliche Art zwar, aber immerhin. Als die Fußballer von Borussia Dortmund am Flughafen auf den Flieger warteten, setzten sich drei von ihnen nah nebeneinander auf eine Bank: Pierre-Emerick Aubameyang hielt sich die Ohren zu, Kevin Großkreutz den Mund, Shinji Kagawa die Augen. Mit diesen Gesten hatte der erneut schwerer verletzte Reus zuletzt seine Treffer bejubelt. Über das entstandene Foto als Gruß an den Kollegen freuten sich die jungen Männer noch, während sie die Sitzreihen neun und zehn im Flugzeug okkupierten und die Reise nach London zum Champions-League-Spiel beim FC Arsenal (Mittwoch, 20.45 Uhr) antraten.

Gerade für Kagawa ist das eine nicht ganz alltägliche Reise, denn es ist eine Reise in die Vergangenheit. England war immer sein Traum gewesen, die Spieler aus der Premier League genießen in Kagawas japanischer Heimat uneingeschränkten Star-Status. Dort wollte er spielen, unbedingt. Deshalb wechselte er nach zwei erfolgreichen Jahren beim BVB im Sommer 2012 zu Manchester United. Da hatte er Dortmund gerade zum Meister und Pokalsieger gemacht.

Die Verlockungen der Traum-Insel waren zu groß.

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Doch die Sehnsüchte blieben Sehnsüchte. Kagawa spielte selten, und wenn, dann selten richtig gut. Als sich die Scheiben des sommerlichen Transferfensters schon bedrohlich weit geschlossen hatten, holte der BVB den verlorenen Sohn zurück in die schwarz-gelbe Wohlfühlwelt. Dortmund war Kagawas Notausgang.

Die Suche nach dem Glanz

In Flugzeugen gibt es auch einen Notausgang, Kagawa sitzt daneben. Erstmals geht es für ihn zurück auf die Insel. Am liebsten möchte er allen dort zeigen, dass es ein Fehler war, ihn nicht gemäß seiner Talente einzusetzen. Kagawa zauberte im ersten Training in Dortmund, Kagawa traf in seinem ersten Spiel. Das Märchen schien sich einfach fortzuschreiben. Aber so einfach ist das eben nicht.

Drei Monate ist er nun zurück, annähernd 100 Tage zählt die zweite Amtszeit von Kagawa in Westfalen. Einst war er König von Dortmund, die Menschen lagen ihm zu Füßen, weil er die Gegner mit seinen Pirouetten in den Wahnsinn trieb und Lücken für seine Pässe fand, die kaum vorhanden schienen. Doch nach derartigem Glanz fahndet der Japaner nach seiner Rückkehr noch immer.

Das ist erstaunlich. Als er 2010 für das im Profi-Fußball niedliche Sümmchen von 350 000 Euro aus Osaka nach Deutschland kam, da brauchte er so lang wie es dauert „Konnichiwa“ zu sagen, um die Herzen der Fans zu erobern. Dabei war er neu in Europa, kannte die Sprache nicht, kannte die Menschen nicht. Das ist jetzt anders. Und trotzdem tut er sich über die ersten Wochen der Akklimatisierung hinaus schwer. Nur ein Trefferchen und eine Vorarbeit gesellten sich im Pokalspiel bei Zweitligist St. Pauli zu seinem Premierentor. Dem Ideengeber fehlen noch zu häufig die Ideen.

Kagawa kann Reus ersetzen

Oder ein funktionierendes Gebilde um ihn herum. Oder beides.

„Wir spielen so Fußball wie wir derzeit spielen, weil nicht immer alle in der perfekten Verfassung sind“, sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp vieldeutig: „Shinji ist so weit wie er sein kann, aber ich glaube, dass er es natürlich noch besser kann.“ Am liebsten wäre natürlich auch Klopp, wenn das möglichst schnell ginge, weil nach dem Ausfall von Reus, der erst 2015 wieder wird spielen können, Spieler in der Champions League und vor allem der Bundesliga gefragt sind, die den Unterschied machen können. Kagawa kann das. Eigentlich.