Madrid. Ein Clásico der Superlative: Im Schlagerspiel der spanischen Erzrivalen Real Madrid und FC Barcelona trifft der beste Angriff des europäischen Fußballs auf die beste Abwehr.
Die Königlichen - angeführt von einem Cristiano Ronaldo in Bestform - erzielten mit 30 Treffern mehr Tore als die Clubs in den anderen großen Ligen in Europa. Barça ist als einziges Team nach acht Spieltagen noch ohne Gegentreffer.
Der Fußball-Klassiker an diesem Samstag im Bernabéu-Stadion erhält zusätzlichen Reiz durch das mit Spannung erwartete Debüt des neuen Barça-Stürmers Luis Suárez. Genau am Tag des Derbys läuft die Sperre von vier Monaten ab, zu der der Weltverband FIFA den Uruguayer wegen dessen Beißattacke auf den Italiener Giorgio Chiellini bei der WM in Brasilien verurteilt hatte. Bei seiner Premiere trifft Suárez auf den Rivalen Ronaldo, mit dem er sich in der vorigen Saison den Goldenen Schuh für den besten Torjäger in Europa geteilt hatte. Allerdings legte Barça-Trainer Luis Enrique sich nicht fest, ob er den Neuzugang vom FC Liverpool in die Startelf berufen würde.
Die Hoffnungen der Königlichen, die in der Primera División vier Punkte hinter den Katalanen rangieren, stützen sich vor allem auf den Weltfußballer Ronaldo, der sich in der Form seines Lebens befindet und Tore wie am Fließband produziert. In den sieben Punktspielen, in denen er zum Einsatz kam, erzielte der Portugiese die Rekordzahl von 15 Treffern.
Die Augen des Publikums werden aber auch auf den Superstar des Gegners gerichtet sein: Lionel Messi fehlt mit 250 Toren nur ein Treffer, um den Liga-Rekord des legendären Telmo Zarra (Athletic Bilbao) aus den 40er und 50er Jahren einzustellen. Unklar ist, ob der Argentinier noch im Bernabéu-Stadion geehrt werden soll, wenn er die historische Bestleistung bricht. Skeptiker wendeten ein, dass einige Real-Anhänger dies als eine Provokation empfinden könnten. "Der Rekord spielt keine Rolle", sagte Messi. "Wir wollen das Spiel gewinnen."
Über Sieg und Niederlage im Clásico werden nach Ansicht von Experten allerdings nicht allein die Torjäger Ronaldo, Messi, Neymar und Suárez entscheiden, sondern auch das Mittelfeld. "In diesem Mannschaftsteil, in dem bislang immer Barcelona dominierte, kann Real einen leichten Vorteil haben", sagte der frühere Weltklassespieler Bernd Schuster. Weltmeister Toni Kroos, der Kroate Luka Modric und der Kolumbianer James Rodríguez ergänzten sich zuletzt so vorzüglich, dass in Madrid kaum jemand einem Xabi Alonso oder Angel di María eine Träne nachweint.
Die Verletzung des Angreifers Gareth Bale gab Trainer Carlo Ancelotti zudem die Gelegenheit, das Mittelfeld mit dem U21-Europameister Isco noch zu verstärken - was sich beim 3:0-Sieg der Madrilenen beim FC Liverpool bestens bewährte. Der Italiener schließt auch einen Einsatz des lange Zeit verletzten, deutschen Nationalspielers Sami Khedira nicht aus. "Khedira hat sich gut erholt und könnte für uns eine Lösung sein", sagte der Trainer.
Für eine pikante Note sorgt die Rückkehr von Luis Enrique ins Bernabéu-Stadion. Der Barça-Coach ist so etwas wie der "Lieblingsfeind" der Real-Fans. Als Profi der Katalanen wurde Luis Enrique vom Madrider Publikum immer besonders inbrünstig ausgepfiffen. Die Madrilenen nehmen dem früheren Allroundspieler bis heute übel, dass er 1996 nach fünf Jahren in Diensten von Real zum Erzrivalen gewechselt war.