Gelsenkirchen. In der Nachspielzeit verschenkte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland zwei Punkte. John O'Shea traf für die Iren in Gelsenkirchen zum 1:1 (0:0). Im DFB-Team überzeugten nur Torschütze Toni Kroos und Karim Bellarabi. Die Einzelkritik.
Noten von 2,5 bis 5: Diskutieren Sie mit uns die Leistung der deutschen Mannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Irland.
Manuel Neuer: Bis zur 49. Minute arbeitslos - als Aiden McGeady dann den Ball flach in die Mitte passte, war der Kapitän zur Stelle und hielt den Ball fest. Danach wurde der Fußballabend für ihn wieder ganz ruhig. Beim 1:1 (90.+4) war er machtlos. Note: 3
Antonio Rüdiger: Die Iren versuchten es nicht oft über die Außenpositionen - an Antonio Rüdiger kamen sie aber doch ab und zu vorbei. In seinem vierten Länderspiel hielt er sich ständig in der Nähe des irischen Strafraums auf. Keine Flanke wurde allerdings gefährlich. Nach deutschen Ecken hingegen schraubte er sich oft gefährlich in die Luft, erwischte auch den Ball - platzieren konnte er ihn aber nicht. Note: 4
Jerome Boateng: Unüberwindbar in der Abwehr. Wenn er allerdings die Mittellinie überschritt, gelang ihm wenig. Deshalb überließ er den Ball meist Mats Hummels oder Toni Kroos. Note: 3
Mats Hummels: 93 Minuten lang souverän in der eigenen Hälfte, doch dann kam er bei John O'Sheas Ausgleichstor zu spät. Zwischendurch fand er viel Zeit, um sich in das Offensivspiel einzuschalten, wenn er die passende Lücke fand. Da wirkte er wie ein Quarterback im American Football, der versucht, selbst zu einem First Down zu laufen. Minuspunkt: Eine Torchance sprang dabei nicht heraus. Note: 4
Erik Durm: Der zuletzt gescholtene BVB-Linksverteidiger weckte die Arena in der fünften Minute kurzzeitig mit einem fulminanten Rechtsschuss, der an die Latte des irischen Tores knallte. In der eigenen Spielhälfte wurde er diesmal fast gar nicht gefordert. Deshalb verlebte er bis zur 85. Minute einen ganz ruhigen Fußballabend. Dann stand er im eigenen Fünfmeterraum goldrichtig und klärte in höchster Not nach Wesley Hoolahans Schuss. Damit rettete er seiner Mannschaft das 1:0 - bevor es in der Nachspielzeit dann doch noch klingelte. Note: 3
Matthias Ginter (bis 46.): Das war nicht das Spiel des Dortmunders, der den erkrankten Christoph Kramer im defensiven Mittelfeld ersetzte. Er kam zu vielen Ballkontakten, spielte aber immer ganz schnell Toni Kroos an, um bloß keinen Fehler zu riskieren. Er verlangsamte den deutschen Spielaufbau, und schon zur Pause musste er raus. Note: 5
Toni Kroos: Er prägte dieses Spiel, und das nicht nur, weil er - gefühlt - jeden zweiten Ballkontakt hatte. Wenn er eine Lücke fand, wurde es gefährlich, wenn er sich Pausen gönnte und sein Team zu einem Querpass-Festival zwang, lahmte das Spiel der DFB-Elf. Kein Wunder, dass er das entscheidende 1:0 erzielte. Sein dritter Torschuss landete mit Hilfe des Innenpfostens im irischen Tor. Ausgerechnet in der Schlussphase leistete er sich aber einige Fehlpässe und destabilisierte sein Team. Note: 2,5
Von Andreas Berten und Andreas Ernst (aufgezeichnet)
Karim Bellarabi (bis 86.): In dem über weite Strecken trägen Ballgeschiebe sorgte der Leverkusener in seinem zweiten Länderspiel für die flotten, kreativen Momente. Er eroberte einige Male hervorragend den Ball, erarbeitete sich so zwei gute Chancen (32./53.), die er aber nicht nutzen konnte. Nach diesem Länderspiel-Wochenende steht fest: Er darf wiederkommen. Note: 2,5
Mario Götze: Dieses Spiel machte dem WM-Goldjungen keinen Spaß. Er schaffte es nicht, eine Lücke im irischen Abwehrbollwerk zu finden - weder für seine Pässe noch für Torschüsse. Er kam in diesem einseitigen Spiel nur zu einer Torchance, und die vergab er (80.). Das hätte das 2:0 sein müssen. Note: 4,5
Julian Draxler (bis 70.): Der Schalker wirkte ausgerechnet in seinem Heimspiel seltsam gehemmt - ob auf der linken Seite in der ersten Hälfte oder nach der Pause, als Joachim Löw auf das 4-1-4-1-System umstellte, im Mittelfeld-Zentrum. Wenn er mal rochierte, war das zu gezwungen, wenn er in einer geeigneten Schussposition war, zögerte er zu lange. Seine Pässe in die Tiefe kamen in den seltensten Fällen an. Erst in der 45. Minute wagte er zum ersten Mal einen Übersteiger - direkt führte das zu einem Torschuss. Note: 5
Thomas Müller: Er strahlte über weite Strecken eine untypische Arroganz aus, jagte nicht jedem Ball hinterher. Erst im Laufe der ersten Hälfte bewegte er sich mehr, forderte den Ball - ohne allerdings effektiv zu spielen. Note: 5
Lukas Podolski (ab 46.): Begann sein 120. Länderspiel mit zwei heißen Szenen innerhalb von 30 Sekunden. Zunächst ermöglichte er Aiden McGeady mit einem katastrophalen Fehlpass eine gute Chance, im Gegenzug feuerte er den Ball aus 20 Metern aufs Tor - Torwart David Forde lenkte den Ball zur Ecke. Note: 4
Max Kruse (ab 70.): Er kam schon nach wenigen Sekunden zu einer Torvorlage, da er Toni Kroos mit einem Querpass vor dem 1:0 bediente. Ohne Note
Sebastian Rudy (ab 86.): Er kam für Karim Bellarabi. Ohne Note
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