Frankfurt. . Max Kruse steht gegen Polen wieder im Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Dass er von Bundestrainer Joachim Löw schon abgeschrieben wurde, stört ihn nicht. Ein Interview über Süßkram, Zocken in Las Vegas und bunte Maseratis.
Ein Gefühl der Genugtuung empfindet Max Kruse, seit er in den Kreis der Fußball-Nationalmannschaft zurückgekehrt ist. Denn der 26-jährige Stürmer von Borussia Mönchengladbach wurde von Bundestrainer Joachim Löw schon aussortiert. Vor dem EM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen Polen (20.45 Uhr/LIVE bei uns im Ticker) spricht der „schräge Vogel“ Kruse über Süßkram, Zocken in Las Vegas und bunte Maseratis.
Herr Kruse, essen Sie eigentlich noch Schokolade?
Max Kruse: Na klar, wer isst denn keine Schokolade?
Es hieß, dass Sie im Vorfeld der WM auf Schokolade verzichtet und dadurch kräftig abgenommen haben?
Kruse: Ja, ich habe gezielt auf Kohlenhydrate und den ganzen Süßkram verzichtet. Aber es ist natürlich auch wichtig, dass man sich dabei wohl fühlt. Und ich glaube, dass ich nach meiner Operation (Entfernung eines Harnleitersteins, Anm. d. Red.) gezeigt habe, dass ich wieder voll da und auch sehr, sehr fit bin.
Für die WM hat es trotzdem nicht gereicht. Haben Sie inzwischen ein Gespräch mit dem Bundestrainer über die Gründe geführt?
Kruse: Dazu ist es noch nicht gekommen, und dazu muss es auch gar nicht kommen. Der Bundestrainer hat mich eingeladen, weil ich meine Leistungen im Verein gezeigt habe. Die versuche ich, jetzt in der Nationalmannschaft zu bestätigen und dem Bundestrainer zu zeigen, dass ich wieder gut drauf bin. Also alles ganz entspannt.
In der Öffentlichkeit wurde kolportiert, Ihr WM-Aus habe nicht nur mit der Leistung zu tun gehabt, sondern auch mit Ihrem Lebenswandel außerhalb des Platzes. Es hat beispielsweise Berichte über angeblichen Damenbesuch im Mannschaftshotel vor dem Länderspiel in England gegeben.
Kruse: Die Geschichte, die da geschrieben wurde, hat so nicht gestimmt. Der Bundestrainer hat gezeigt, dass er wieder auf mich setzt, mit allem anderen werde ich mich nicht mehr beschäftigen.
Marco Reus hat berichtet, dass es ihm sehr weh getan habe, die WM vor dem Fernseher zu erleben...
Kruse: Marco Reus ist ein ganz anderer Fall, weil er sich keine 24 Stunden vor dem Abflug so schwer verletzt hat, sonst wäre er sicher dabei gewesen. Für mich war es auch kein schönes Gefühl, die Absage zu bekommen, aber ich hatte ein paar Tage mehr Zeit, das zu verarbeiten.
Sie sagten in einem Interview, das dauerte bei Ihnen nur vier, fünf Tage. Kaum zu glauben.
Kruse: Doch, so war es. Ich bin eben eher ein Typ, der im Hier und Jetzt lebt. Es ließ sich ja doch nicht ändern. Schlechte Gedanken hätten mich fertig gemacht. Ich wollte mir auch gar nicht großartig einreden lassen, dass das ein Karriereknick war.
Sie haben mal gesagt, Ihr Vater sei Ihr schärfster Kritiker. Haben Sie mit ihm Gespräche geführt, dass Sie das Image des bunten Vogels ablegen wollen und nur als Fußballer wahrgenommen werden und dafür auch noch mehr tun?
Kruse: Ich bin der, der ich bin, und werde mich auch nicht verändern. Für keinen Menschen der Welt. Man muss seiner Linie auch treu bleiben. Deswegen werde ich mich sicherlich nicht zu einem total angepassten Spieler entwickeln. Ich bin ein schräger Vogel und das werde ich auch immer bleiben. Ich glaube auch, dass es wichtig ist für Mannschaften, solche Spieler zu haben. Ich habe auch meinen Maserati in Tarnfarben noch, obwohl darüber kritisch berichtet wurde.
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Ein schräger Vogel?
Kruse: Es ist nicht ganz einfach, sich selbst zu beschreiben. Ich bin auf jeden Fall ein lustiger Typ, der für jeden Spaß zu haben ist.
Tatsächlich hatten Sie ja auch während der WM in Rio Spaß. Im Rio Hotel in Las Vegas, wo Sie bei einem Pokerturnier Dritter wurden und umgerechnet 26 500 Euro gewonnen haben. Haben Sie das auch zur Ablenkung getan?
Kruse: Nein, das hatte mit der WM rein gar nichts zu tun. Ich war schon das vierte Mal in Las Vegas.
Sie sind zurück zum Weltmeister gekommen. Ist irgendwas anders?
Kruse: Die Jungs haben eine breitere Brust. Das merkt man schon. Aber der Bundestrainer hat alle noch mal nachhaltig daran erinnert, dass die WM jetzt vorbei ist.
Lassen die anderen Sie spüren, dass Sie nicht dabei waren?
Kruse: Den einen oder anderen Spruch gibt es schon. Dann heißt es: Hier sind vier Weltmeister in der Kabine – und der Max. Aber mit dem Humor kann ich umgehen. Wer austeilen kann, der muss auch einstecken können.