Frankfurt. . Den von Negativschlagzeilen begleiteten Wechsel von den Bayern zu Real Madrid bereut Mittelfeldspieler Toni Kroos nicht. Er verliert kein böses Wort darüber, hatte einen guten Einstand beim spanischen Starensemble. Und er kann sagen: „Das Leben ist sehr schön.“

„Hablas español?“ Toni Kroos hat dabei ein wenig den Kopf verdreht und gelächelt. Der Nationalspieler ist ja ein höflicher Zeitgenosse, aber in die spanische Falle hat er denn doch nicht tappen wollen. Die neue Sprache, führte der 24-Jährige aus, sei nicht so leicht zu lernen, vor allem nicht wenn man als Fußballer bei Real Madrid angestellt ist. Alle drei, vier Tage Spiele, ständige Reisen, permanente Verpflichtungen. „Ich versuche zu lernen, aber im Umgang mit den Kollegen komme ich auch mit Englisch klar“, sagte Kroos.

Kroos, zentrale Figur beim Gewinn des vierten Stern der deutschen Nationalmannschaft, hat am Mittwoch einige Einblicke gegeben, wie er sich als frischgebackener Weltmeister im Land des entthronten Weltmeister zurechtfindet. Und der junge Familienvater erteilte eine Antwort, die nicht aufgesetzt klang: „Das Leben ist sehr schön. Ich fühle mich sehr wohl.“ Ihm komme auch das Klima entgegen, „noch 25 Grad, anders als hier.“ Da hat allerdings einer gerade einen prächtigen deutschen Altweibersommer verpasst.

Nur klar ist: Vielleicht hat der einzige Weltmeister, der den neuen Bundesländern entstammt, die Luftveränderung gebraucht. Denn mit fast leuchtenden Augen berichtete der feine Techniker davon, was ihm im königlichen Umfeld alles so gefalle. Etwa der Unterschied zwischen Primera Division und Bundesliga: „In der Breite sind in Spanien die besseren Fußballer.“ Alle Teams seien bestrebt, spielerische Lösungen zu finden. In Deutschland, erläuterte der 173-fache Bundesligaspieler, „gibt es viel mehr unangenehme Mannschaften“. Doch auch mit dem Starensemble der Madrilenen gewinne man auf der nationalen Ebene „nicht im Vorbeigehen.“

Bierhoff lobt "große Reife" von Kroos

Teammanager Oliver Bierhoff bescheinigt Kroos eine „große Reife“, nicht umsonst soll der Mittelfeldmann für die EM-Qualifikationsspiele am Samstag in Polen und am kommenden Dienstag gegen Irland in Gelsenkirchen (jeweils 20.45 Uhr, RTL) gemeinsam mit Manuel Neuer, Mats Hummels oder Thomas Müller die Führungsrolle übernehmen. So ein listiger Bursche komme im Ausland auch klar, „wenn keine fünf, sechs Deutsche um ihn herum sind“. Dass der Blondschopf auf Anhieb so eine bedeutende Rolle bei Real spiele, überrascht Bierhoff nicht: „Das muss er mit seiner Qualität auch.“

Der Strippenzieher in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes preist an dem 53-fachen Auswahlspieler eine „unglaubliche Entwicklung, die der eine oder andere Bayern-Verantwortliche so nicht erwartet hat“. Eine feine Bierhoff-Spitze in Richtung Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Angeblich habe ja das dem gebürtigen Greifswalder vorgelegte Münchner Angebot nicht den Stellenwert ausgedrückt, den sich Kroos und seine Beratungsagentur SportsTotal vorgestellt hatte. „Ich hatte von Anfang an eine Position, bei der ich bis zum Ende geblieben bin, und dann haben wir keinen gemeinsamen Nenner für eine Vertragsverlängerung gefunden“, erklärte er kürzlich. Zu keinem Zeitpunkt erweckte er am gestrigen Mittwoch in Frankfurt den Eindruck, als habe er seinen Weggang nach acht Münchner Jahren bereut. Das hat eben viel mit Wertschätzung zu tun – obwohl er es geschickt vermied, diesen Begriff zu benutzen.

Noch keine Meinung zu Bayerns Xabi Alonso

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Aber für Toni Kroos ist es nur eine Fußnote, dass der von den Bayern aus der iberischen Metropole in die Weltmeisterliga gelockte Xabi Alonso für seine Qualitäten als nimmermüder Ballverteiler umfassend gelobt wird. „Von Bayern-Seite war das meines Wissens nicht so geplant, sondern nur eine Reaktion auf die Personallage“. Über seinen Nachfolger („Wir spielen nicht so unterschiedlich“) wollte er indes nicht detailliert urteilen. „Dafür habe ich bisher nicht so viele Spiele gesehen.“ Aber man könne die Frage gerne noch einmal im November stellen. Vielleicht sogar auf Spanisch.